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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Tour von Alexandrien. 241

König vor die Göttin des Tempels, seine Mutter führt Aber die Schlachtscenen und grossen Processioneu der alten Zeit fehlen auch hier wie in allen Tempeln der Ptolemäerzeit.

Das heutige Dorf steht nordwestlich von der Trümmerstätte des Heiligthums, daneben ist ein Teich, der zu allen Zeiten des Jahres, ausgenommen nach sehr niedrigen Ueberschwemmnngen, Wasser hat und vermuthlich einst ähnlichen Zwecken diente, wie der in Karnak.

Mansura ist eines der grössten Städte des Delta und zugleich eine der blühendsten in Aegypten : man trifft daselbst Bazars, mehrere Moscheen und einen Regierungspalast. Es wurde 1221 von Melek el Kamel gegründet und bekam seinen Namen Mansura, d. i. die Sieg­reiche, daher, dass dieser Kalif um diese Zeit die Kreuzfahrer schlug, j Hier sass Ludwig der Neunte nach seiner Niederlage und Gefangen- I nehmung 1250 gefangen. Sonst ist die Stadt wegen ihrer Leinwand- | und Segeltuchfabriken bekannt, auch wird hier eine beliebte Sorte j Krepp, Choraischeh genannt, gefertigt. Ruinen finden sich hier nicht.

Von hier sind es nur einige Stunden bis Damiette, arabisch Damiat, eine Stadt, die einst sehr wichtig war und das Hauptem­porium auf dieser Seite des Deltas bildete, jetzt, aber durch Alexan­driens Emporblühen sehr herabgekommen ist und nur nocli einigen Handel mit Syrien und Griechenland treibt. Sein Reis und seine Fischereien liefern indess Gelegenheit zum Handel mit dem Innern. Die Häuser sind meistens gut gebaut und die Stadt gehört mit ihren 26,000 Einwohnern zu den grössten in Aegypten. Der altägyptische Name derselben war Tamiathis. Mancherlei Reste der einstigen Stadt finden sich in den Moscheen verhaut, und auf einem Block in der Moschee von Abulata, eine kleine Strecke östlich von der Stadt, sieht man eine altgriechische Inschrift.

Es gibt noch verschiedene Stätten alter Städte im Delta, welche wenig bekannt sind, und um deren nähere Beschreibung und Bestim­mung der Altertlmmsforsc-hcr sich Verdienste erwerben könnte. Bedeu­tende Ruinen würde er wahrscheinlich nicht finden, aber die Ent­deckung eines Namens oder einer Figur auf den Fragmenten eines Tempels könnte ihn in den Stand setzen, die Wissenschaft der alten Geographie nicht unwesentlich zu bereichern. Die Stätte von Buto, von der Insel Helbo und manche andere sind von ebenso grossem Interesse für den Geographen als für den Alterthumsforscher.

Für den gewöhnlichen Reisenden dagegen hat von den Städten des Delta nur noch Tanta, wie bemerkt, an der Eisenbahn gelegen und von Alexandrien in etwa drei Stunden zu erreichen, ein bedeu­tendes Interesse. Es ist eine Stadt, von circa 15,000 Einwohnern und weithin berühmt wegen der Feste, die liier zu Ehren des moslemitischeu Heiligen Said Achmed El Bidauwi (der Beduine) gefeiert werden. Der­selbe war zu Fez im nordwestlichen Afrika um das Jahr der Hedschra 590 (1200 n. Clir.) geboren, zog mit seiner ganzeu Familie nach Mekka und blieb hei seiner Rückkehr in Tanta, wo er später starb und über seinem Grabe eine grosse Moschee erbaut wurde

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