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I. In der Heimat
sich in ihren traurigen Folgen geltend; hohe Steuern drücken die Bevölkerung nicht minder, als die Deval- vierung der Bankozettel auf den Fünfteil ihres Wertes und deren Ersatz durch ein eben so geringwertiges Papiergeld; dazu gesellen sich Mißernten und Überschwemmungen. Der frühere Wohlstand des Tales ist verschwunden. Wenn auch nicht verarmt, so ist Negrellis Familie doch, gleich vielen Mitbürgern, auf dem Wege zur Verarmung. Vergebens hat Frau Elisabeth gegen das nahende Schicksal gekämpft, und hat den Haushalt nach Möglichkeit eingeschränkt. Die Knaben sollen zur Erziehung aus dem Hause; das Anerbieten der französichen Regierung, zwei Knaben auf Staatskosten in die Militärakademie zu Pavia auf- zunehmen, wird trotz der großen finanziellen Erleichterung, die es in Aussicht stellt, abgelehnt. Die drei Brüder kommen im Jahre 1813 nach Feltre, wo wenige Jahre zuvor die sogenannten „öffentlichen Schulen“ dem altehrwürdigen Priesterseminar einverleibt worden waren. Die Anstalt, der man auch eine „Schönschreib- und Zeichenschule“ angegliedert hatte, war kein eigentliches Gymnasium; erst nach dem Jahre 1817 erfolgte über Anregung des k. k. Schulrates in Venedig seine Neuorganisation nach dem Muster der österreichischen Staatsgymnasien; der Unterricht und seine Leitung lagen in den Händen von „Schulbrüdern“. 3 ) In dieser Anstalt verblieb Alois zunächst drei Jahre. Er besuchte die zweite Klasse des grammatikalischen Lehrganges und den zweijährigen humanistischen Kurs, gleichzeitig auch freiwillig die Zeichenschule. Im architektonischen Zeichnen und im Figurenzeichnen zeigte er ein ganz ungewöhnliches Talent; wiederholt wurden ihm erste und zweite Preise zuerkannt; seine Arbeiten erregten auch die