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I. In der Heimat
weitere Studien; für den Eintritt in den technischen Dienst genügte aber zu jener Zeit noch die Ausbildung, die Negrelli genossen hatte; dazu kam seine Vorliebe für Mathematik, Physik und Zeichnen, sein auf reelles Schaffen gerichteter Sinn und das Bewußtsein, daß er im technischen Staatsdienste auch Gelegenheit finden werde, sein künstlerisches Talent zu betätigen. Allerdings war eine empfindliche Lücke in seinen Kenntnissen; er beherrschte nicht die deutsche Sprache; denn in Primiero sprach man — wie in Feltre — nur italienisch. Aber dieser Mangel ließ sich beheben. Negrelli geht im Jahre 1818 nach Innsbruck, um die deutsche Sprache zu lernen und sich für seinen Beruf vorzubereiten.
Am 19. Februar 1819 arbeitet Negrelli zum ersten Male in den Kanzleien der k. k. Baudirektion für Tirol und Vorarlberg und am 16. August desselben Jahres ernennt ihn die hohe Landesstelle „nach dem gehorsamsten gutächtlichen Eintreten der k. k. pr. Hof- und Landesbaudirektion“ zum „unentgeltlichen verpflichteten Baupraktikanten“ unter folgenden Bedingungen:
„Erstlich, daß sich derselbe einer strengen Prüfung zu unterziehen hat, sowie die Oberbaudirektion ihn hiezu gehörig vorbereitet halten und eigens deshalb ihm die Weisung erteilen wird.
Zweitens, daß demselben die Verbindlichkeit auferlegt wird, falls höchstens Orts die Errichtung der Lehrkanzel der theoretischen und praktischen Baukunde genehmigt wird 0 ), der Luigi Negrelli die ihm noch fehlenden Kurse nachträglich nebenbei zu hören und sich darüber mit Zeugnissen auszuweisen habe, über die aber bereits privatim oder in anderen öffentlichen Lehranstalten gehörten Kurse die Zeugnisse oder die Prüfung hierüber nachzutragen habe.