Dokument 
In der Heimat - In der Schweiz - In Österreich : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
Entstehung
Seite
16
Einzelbild herunterladen

16

I. ln der Heimat

im Jahre 1807 vorgeschlagen, für den Bau von Straßen besondere Anleihen aufzunehmen, deren Verzinsung und Tilgung durch die Erträgnisse der eigens zu diesem Zwecke errichtetenKonstruktionsmauten zu decken wären; auch dieser Vorschlag blieb unbeachtet, zu­meist wohl infolge der Kriegsjahre, die nach 1807 über Österreich hereinbrachen.

Die bestehenden Straßen boten kein erfreuliches Bild; schon ihre Linienführung war nach unseren Anschauungen sehr primitiv; die Straßen folgten den Neigungen des Geländes bergauf und talab, selten über das Terrain erhoben, oft tiefer liegend als dieses, dem Hochwasser der Flüsse, den Verheerungen der Wildbäche schutzlos preisgegeben. Über die Gebirge führten die Wege mit Steigungen bis zu 14 Zoll auf eine Klafter, also mit mehr als 19%! Auf der Straße über den Semmering, die Karl VI. aus einem Karrenwege hergestellt hatte, mußte die Bespannung auf das Doppelte und mitunter auf das Dreifache erhöht werden und stellte sich der Vorspanntarif für ein Paar Pferde nebst Trinkgeld auf einen Gulden fünfzehn Kreuzer Konv.-Münze; dabei ereigneten sich zahlreiche Unfälle auf den steilenStrecken. Uber denLoiblpaßvonSt.Leon­hard bisSt. Anna mußte man dieLadung für einPferd auf 4 Ztr. vermindern, mithin alle Güter in Kirchentheuer und Neumarkt auf Karren verladen:über den Paß verschlitteln. Auch die bauliche Anlage der Straßen, selbst der wichtigenKommerzstraßen stand auf tiefer Stufe. Der Fahrweg hatte nur 3 bis 4 Klafter Breite; Sommerwege und Bermen waren selten vorhanden; ein Grundbau fehlte vollständig; der Schotterkörper war aus minderwertigem, oft aus unbrauchbarem Bau­stoffe hergestellt, ohne Vorsorge für den Wasserabfluß, ln den Alpen waren lange Strecken der Straßen den