2. Der Staatsbaudienst um das Jahr 1820
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erhaltung begreiflich; auch Sträflinge und Bettler, letztere so lange bis ihre Schubkosten gedeckt waren, mußten Straßenarbeiten leisten; man kann sich denken, daß diese Arbeiter nicht die besten und billigsten waren. 7 )
Schon zu Ende des 18. Jahrhunderts hatte in England eine lebhafte Bewegung zu Gunsten zweckmäßiger Gestaltung der Straßen eingesetzt. Während hier dieses Bestreben auch sofort verwirklicht wurde, leitete den Umschwung in Deutschland und Österreich zunächst eine sehr ergiebige literarische Tätigkeit auf dem Gebiete des Straßenbauwesens ein. 8 )
In Österreich wirkte das im Jahre 1807 erschienene Werk des späteren Hofbaurat-Direktors Joseph Schemerl geradezu bahnbrechend. Es erhebt den Straßenbau, der damals noch handwerksmäßig geübt wurde, zur Wissenschaft, denn es gibt eine systematische, gründliche, auf Erfahrung und Studium beruhende Darstellung des zweckmäßigen Baues und der sachgemäßen Erhaltung von Straßen. Dabei werden auch die in Betracht kommenden wirtschaftlichen und verwaltungsrechtlichen Fragen eingehend erörtert. Die Grundsätze, die in dem dreibändigen Werke aufgestellt werden, atmen schon einen neuzeitigen Geist — es sind Grundsätze, die zum Teile noch heute ihre volle Geltung besitzen. Tatsächlich ist Schemerls Werk die Grundlage geworden für den künftigen Straßenbau wie er 1815, zur Zeit der Lehrjahre Negrellis, in Österreich aufgenommen und weiterhin dauernd gepflegt wurde; es bildete lange Zeit den Lehrmeister der Straßenbautechniker Österreichs; wenn man es aufmerksam durchliest, dann begreift man auch, daß in östereich zu einer Zeit, wo der moderne Straßenbau erst im Werden begriffen war,
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