2. Der Staatsbaudienst um das Jahr 1820
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waren und keine geeignete Vorbildung besaßen. Zimmerleute, Maurer, Tischler, aber auch Leute, deren Handwerk mit dem technischen Berufe nicht die geringste Fühlung hatte, gingen zum Staatsbaudienste und rückten vom Bauschreiber bis zum Kreisingenieur und Bauinspektor vor. Darunter litt natürlich auch das Ansehen des technischen Standes in der Bevölkerung, und zwar umsomehr, als die Leistungen im Baudienste ebenfalls selten geeignet waren, Achtung vor dem Können und Wissen der technischen Beamten einzuflößen. Die Regierung selbst schätzte — wie schon erwähnt — den Techniker gering ein; ein Hofdekret vom Jahre 1804 verfügte, daß die Straßenbaubeamten, auch solche höherer Kategorie, wenn sie alt und kränklich geworden sind, bei den Wegmautämtern Verwendung finden sollten; man hoffte durch diese ..Begünstigung“ junge Leute zu gewinnen.
In den höheren Baustellen begegnete man allerdings auch besser vorgebildeten Technikern. Das war namentlich in Tirol der Fall, wo aus der Schule des Professors Stapf sehr tüchtige Männer hervorgingen. Stapf war 1762 zu Pergine bei Landek geboren, wurde Doktor der Philosophie und lehrte in den Jahren 1792 bis 1808 an der Universität in Innsbruck als ordentlicher Professor der Land- und Forstwirtschaften vornehmlich praktische Mathematik und Technologie. Er war kein reiner Theoretiker, sondern schuf und arbeitete auch außerhalb der Hochschule im praktischen Leben, im Hochbau und Vermessungswesen, und war bemüht, unter der Bevölkerung selbst aufklärend und anregend zu wirken. Leider wurde nach seinem Tode — er starb am 16. Oktober 1807 — der Unterricht aus praktischer Mathematik und Technologie an der Innsbrucker Universität nicht mehr