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1. In der Heimat
gepflegt, so daß eine in der Praxis sehr fühlbare Lücke im Studienplane dieser Hochschule entstand. 10 ) In Prag war im Jahre 1806 das polytechnische Institut eröffnet worden und schon von 1810 an wurden bei der Landes- und Straßenbaudirektion in Böhmen nur solche junge Leute als Baupraktikanten aufgenommen, die sich mit vorteilhaften Zeugnissen dieses Institutes über Mathematik und Baukunst ausweisen konnten. 11 )
Aber nicht nur in den Provinzen, auch beim Hofbaurat, der die Pläne, die Vorausmaße und Überschläge für jede Bauführung, die den Kostenbetrag von 1500 fl. Konv.-Münze überschritt, zu prüfen hatte, mußte man sich schon bei Besetzung der wenigen Dienstesstellen, die dieses Gremium umfaßte, mit Bewerbern begnügen, die die notwendige besondere Fachbildung nicht besaßen. Das polytechnische Institut in Wien lieferte infolge seines kurzen Bestandes noch keine geeigneten Anwärter für Hofbauratstellen: dagegen wendeten sich die Absolventen des polytechnischen Institutes in Prag mit Vorliebe nach Wien, um beim Hof baurate eine Diurnistenstelle zu erlangen; sie legten die vorgeschriebene Prüfung in der Regel mit bestem Erfolge ab und verdrängten so allmählig die Absolventen der Akademie der bildenden Künste, die man bis dahin gegenüber anderen Bewerbern bevorzugt hatte. 8 )
In Tirol konnte die Absolvierung eines polytechnischen Institutes als Vorbedingung für die Aufnahme in den Staatsbaudienst nicht wohl gefordert werden; man verlangte aber von dem Bewerber um eine Baupraktikantenstelle die Zurücklegung philosophischer Studien und die Ablegung einer Prüfung „aus allen theoretischen und praktischen Ingenieur- und Bauwissenschaften“, sowie die Vorlage von Zeich-