3. Das Staatsbauwesen in Tirol um 1820
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von mehreren hundert Joch lagen unbebaut, weil der Lauf der Bäche nicht fest begrenzt und nicht geregelt war. Bedeutende Summen wurden Jahr um Jahr von den Arbeiten verschlungen, die notwendig waren, um wenigstens die schwersten Schäden zu beheben; im Jahre 1806/7 betrug der Schaden, den die Gießbäche verursacht hatten, in den sechs Kreisen Tirols (Oberund Unter-Innthal, Pusterthal, An der Etsch, Trient undRoveredo) gegen 586.800fl.; im Jahre 1821, das in Bezug auf Elementarereignisse nicht ungünstig war, stellten sich die Ausgaben für die Herstellung zerstörter Straßenstrecken auf 86.000 fl.; im Jahre 1823 überschritt das Budget für derlei Arbeiten noch wesentlich diese Summe. Natürlich konnte mit allen diesen Mitteln nichts dauerndes erreicht werden, denn es wurden eben nur die Folgen, nicht die Ursachen der Katastrophen beseitigt. Der Verkehr ließ in erschreckender Weise nach. Einzelne Gemeinden verarmten gänzlich, andere gingen rasch dem Verfalle entgegen. Typhus, Wechselfieber und ähnliche Epidemien schwächten und verringerten die Bevölkerung; das Etschthal, eines der reichsten Täler Tirols, zählte die meisten armen Gemeinden. Schon im Jahre 1773 war Hofbaurat Walcher nach Tirol entsendet worden, um Maßregeln zum Schutze der bedrohten Orte Im südlichen Etschthal zu treffen; seine Arbeiten brachten jedoch nicht den erstrebten Erfolg. Später ruhten alle praktischen Arbeiten; aber die Bemühungen, solche anzuregen, die Bevölkerung zu gemeinsamer Tätigkeit anzuspornen und die Anlage zweckentsprechender Bauten zu fördern, ließen nicht nach. Im Jahre 1779 erschien mit Unterstützung der „k. k. Ackerbau- und Freyen-Künsten-Gesellschaft“ eine von dem Physikprofessor der Innsbrucker Universität, dem Priester