3. Das Staatsbauwesen in Tirol um 1820
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den größeren oder kleineren Realitätenbesitz jedes einzelnen Gemeindemitgliedes; bei den Konkurrenz-Verbänden war der Beitrag des Einzelnen von der Größe seiner Besitzung, nicht aber von der Lage und dem Grade der Gefährdung derselben abhängig. Aber, wie gesagt, nur vereinzelt hatten „gemeinschaftlicher Drang der Umstände, drohende Gefahren der Verwüstungen oder andere allgemeine Angelegenheiten" einen Zusammenschluß zu einem gemeinsamen, auf gerechter Grundlage fußenden Handeln bewirkt; in der Mehrzahl der Fälle galt der Grundsatz, daß Jeder sich selbst zu schützen und zu sichern habe. Auch hier griff Chotek energisch ein und war bemüht, den Einzelnen für das ganze zu gewinnen.
Für Negrelli war es ein günstiges Geschick, daß er in so regsamer Zeit seine freigewählte berufliche Tätigkeit begann; er war davor geschützt, im alten Schlendrian zu verkümmern und sein Talent ersterben zu sehen. Aber noch eine andere, nicht minder einzuschätzende Gunst erwies ihm das Schicksal. Bei seinem Eintritt in die Baudirektion fand er hier einen Mann vor, der mit tiefen fachlichen Kenntnissen, die er sich vornehmlich in praktischer Tätigkeit erworben hatte, ein großes Verständnis für alle die Fragen verband, die Chotek zu lösen sich bemühte — einen Mann der als sein Vorgesetzter auch sein Lehrmeister war und bald sein Freund wurde und der wegen seiner großen Verdienste um den Straßenbau und um den Wasserbau nicht nur Tirols, sondern im Allgemeinen nicht unerwähnt bleiben darf, wenn wir über Negrelli und seine Zeit berichten: Joseph Duile.
Der Sohn eines Straßenräumers im Vintschgau hatte Duile schon als Junge auf der Straße das „Hand-