4. Lehr- und Wanderjahre
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lieh verschieden von jenen in den italienischen Provinzen Venedig und Mailand, wo die Institution der 5» Zivilingenieure schon lang bestand, wahrscheinlich unter
französischem Einflüsse geschaffen worden war und wo die Zivilingenieure auch Betätigung fanden. In Italien ließen sich die Grundeigentümer ihre Felder alljährlich messen — in Tirol geschah dies überhaupt nicht. Waren hier Feldmesserarbeiten ausnahmsweise notwendig, so wählte man hiezu eine Art Vertrauensperson, die mit solchen Dingen halbwegs gut umgehen konnte, und frug nicht danach, ob sie ein Patent hat oder sonstwie ihre Kenntnisse glaubwürdig dartun kann. Für die Abschätzung des Wertes der Grundstücke waren beeidete Schätzleute vorhanden, die aus den Kreisen der Grundbesitzer selbst gewählt wurden.
Während die reichen Grundbesitzer in Italien zum ; Bau ihrer palastartigen Herrenhäuser Architekten
\ beriefen, begnügten sich die ungleich weniger be
güterten und wohlhabenden Grundbesitzer in Tirol mit einfachen Wohnhäusern, indem sie mehr Wert auf deren praktische Anordnung, als auf deren schmuckreiches Äußeres und Inneres legten; sie waren ihre eigenen Baumeister und Architekten und holten höchstenfalls den Rat eines Zimmermeisters oder Maurermeisters ein. Bei den Kommunalbauten machte man die Wahl eines Fachmannes nicht so sehr von seinen Kenntnissen, sondern weit mehr davon abhängig, daß der betreffende Zimmer- oder Maurermeister ein „Gemeindekind“ sei. Die Kommunalbauten beschränkten ■ sich fast ausnahmslos auf Hochbauten; Straßen und
* Wege wurden von Gemeinden nahezu gar nicht gebaut;
um ihre Erhaltung sorgten sich die Gemeinden überhaupt nicht und der Einfluß der politischen Behörden war in dieser Beziehung gering. Für die Wasser-
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