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1. In der Heimat
bauten der Gemeinden oder der hiefür speziell gebildeten Vereinigungen wurden die Baumeister von den Interessenten aus ihrer Mitte gewählt; alle bautechnischen Fragen wurden von den Interessenten selbst beraten und entschieden; jeden auswärtigen Einfluß wies man zurück, sobald es nicht der Regierung gelang, die Berufung von Staatstechnikern in das Baukomitee durchzusetzen. Auch die Fabriken stellten keine hohen Forderungen an die Vorbildung ihrer Techniker; einfache Maschinisten, in den Fabriken selbst praktisch herangebildet, genügten den Ansprüchen; zu ihnen gesellten sich die „Naturgenies, die gewöhnlich mehr Zutrauen genießen, als künstlich gebildete Techniker, die von höherer Bildung und erhabenen Ideen weder ihren Unterhalt finden, noch ihre über das Alltägliche gestellten Anträge den würdigen Anklang finden.“ 19 )
Die Baudirektion hielt unter solchen Umständen die Erneuerung der Institution der Zivilingenieure, die unter französischer Herrschaft bestanden hatte, nicht für zweckmäßig und geraten; die Landesregierung bewilligte daher auch das Ansuchen Negrellis und seiner Kollegen nicht, sie gestattete aber der Baudirektion die Ausfertigung von Zeugnissen über die Befähigung der Gesuchsteller zur Ausführung von Zivilingenieurarbeiten.
Im Frühling des Jahres 1822 erhielt Negrelli die Inspektion über einen Teil der Wasserbauten am Inn- strom bei Innsbruck und nach Vollendung derselben die Bauführung an der großen „Steinarche“ auf der Moosscheibe bei der Martinswand zugewiesen; diese Steinarche, womit der Fachmann zu jener Zeit und der Bauer in Tirol noch heute ein Parallelwerk (im Gegensätze zur Buhne) bezeichnet, war am linken Innufer unterhalb Zirl, gegenüber der unter einem rechten Winkel, also