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I. In der Heimat
Mode. Der Fasching nimmt ihn denn auch tüchtig her; der Dienst wird ihm des öfteren nach den geräuschvollen Nächten sehr schwer, aber eine Dienststunde versäumen, das verträgt sich nicht mit seinen strengen Grundsätzen, seinem „System“. Und dennoch wird ihm amtlich nicht zuteil, was er erhofft: sein Gesuch um Erhöhung der Diäten wird abschlägig beschieden und wehmütig schreibt er ins Heft: „So wird man belohnt, nach so vielen eifrigen Diensten . . . fatale unökonomische Staatsökonomie . . . Meine Eifer wird doch dabey mehr angestrengt werden! — Gott sey mir gnädig!“
Bei aller Lust und Freudigkeit, bei den Klängen deutscher und italienischer Tanzmusik gedenkt er stetig seines Schutzengels in Innsbruck „wenn sie wüßte — denn er darf ihr vereinbarungsgemäß nicht schreiben — wie oft ich in sehr interessanten Gesellschaften bin, so würde sie vielleicht Verdruß darüber haben können, wenn ihr etwas von mir daran liegt. Der Verdruß würde aber bald aufgehoben werden, wenn sie wüßte, wie ich dabey handle und immer suche mich auszubilden, um ihr selbt zu seiner Zeit besser gefallen zu können.“
Am Spätnachmittag des 6. März 1824 besteigt Negrelli in Trient den Postwagen. Beim Abfahren sieht er die ersten Schwalben im jungen Lenze; das scheint ihm ein gutes Zeichen. Morgens um 3 Uhr wird Bozen erreicht; abends wird die Fahrt bis Bruneck forgesetzt, dann über Sterzing und Steinach bis Innsbruck. Hier ist seines Bleibens nicht lange. Negrelli geht wieder auf den westlichen Schauplatz der Straßenbautätigkeit. Zunächst nach Bludenz, um die Vorarbeiten für den Umbau der Straße von Bludenz nach Feldkirch durchzuführen; dann auf den Arlberg, um den vollendeten Straßenbau zu vermessen und zu beschreiben und