Dokument 
In der Heimat - In der Schweiz - In Österreich : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
Entstehung
Seite
66
Einzelbild herunterladen

66

I. In der Heimat

Graf Reisach und Duile treten dem jungen Manne von Jahr zu Jahr auch persönlich näher. Graf Reisach begegnet ihm geradezu mit väterlicher Zuneigung und Duile wird ihm ein warmfühlender, treuer Freund; mit ihm wechselt er intime Briefe und bei einem kurzen Aufenthalte in Innsbruck pflegen beide innigen Ver­kehr;Duile schreibt er in sein Tagebuch will mich nicht von sich lassen. Diesen freundschaftlichen Beziehungen zuInnsbruck entsprang wohl auch eine gewisse Einflußnahme Negrellis auf dienstliche Fragen; so waren z. B. auf seine Veranlassung hin die Inge­nieursadjunkten schon im Jahre 1828 in die 11. Diäten­klasse versetzt worden.

Das Leben will ihm in Bregenz anfangs gar nicht gefallen; seine Gedanken und seine Sehnsucht können sich von Innsbruck, auch von Trient und Roveredo nicht freimachen; es ist alles so kleinstädtisch, so beengt in der kleinen Kreishauptstadt; er findet nicht die erhoffte, unentbehrliche geistige Anregung und Nahrung. In seinen, allerdings kurz zugemessenen Mußestunden liest er Walter Scott, übersetzt er Duile ins Italienische, spielt er die Guitarre, beschäftigt er sich mit Gartenarbeit. Auch Privatarbeiten übernimmt er ge­legentlich, um seine Finanzen zu stärken, denn es geht in seinem ohnehin sehr bescheidenen Haushalte mit­unter so karg zu, daß er auf das Abendessen verzichten muß, um einen Brief heimschicken zu können und sein Präliminare nicht zu überschreiten.

Bald aber beginnt ihn auch in Bregenz die Gesell­schaft zu interessieren, wie er auch sie interressiert. Der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens ist wie überall das Kreisamt. Hier konzentriert sich Alles; von hier aus werden alle Bälle dirigiert, die Kaiserfeste geleitet, die Volksbelustigungen inspiriert. Negrelli ist