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II. Jn der Schweiz (1832 bis 1840)
immer dringender; aber nicht minder dringend erschienen der Neu- und Umbau von Straßen. Es gab nur wenige Straßen und diese waren schlecht gebaut und schlecht erhalten; selbst auf neueren Straßen, wie auf jener bei St. Gallen, konnte ein Pferd nur mühsam fünf Zentner fördern und mußte bei Glatteis der Verkehr vollständig ruhen! Viele Wege waren überhaupt nicht befahrbar; die Frachten wurden von Menschen befördert. Die Naturprodukte des Landes konnten unter solchen Umständen nicht ausgenützt werden; Handwerk und Industrie vermochten nur schwer einen Wettbewerb im Auslande aufzunehmen, trotzdem viele Schweizer, die außerhalb ihrer Heimat namentlich in Amerika sich angesiedelt hatten, stetig bemüht waren, den schweizerischen Produkten Absatzgebiete über See zu eröffnen, nachdem die Nachbarstaaten der Schweiz, voran Frankreich, an dem Abschlußsysteme Napoleons festhielten; die besseren, neuen Straßen ln Vorarlberg und in Bayern drohten auch den Transito- handel von der Schweiz abzulenken und die alte Hafen- und Handelsstadt Rorschach am Bodensee brach zu legen. Appenzell, Trogen, Spaicher, Altstetten, St. Gallen, Rorschach, Rheineck erstrebten daher gute Verbindungen unter einander und mit dem Auslande, begegneten dabei aber auch vielfach dem Widerspruch ihrer Interessen, wie sich auch die Befürchtungen der iWirte, Handwerker, Fuhrleute, Mautinhaber entlang der bestehenden Wege, daß sie durch neue, bessere und kürzere Straßen in ihrer Existenz geschädigt werden könnten, häufig in kräftiger Opposition bemerkbar machten.
Die leitenden Kreise des Kantons St. Gallen fühlten die Notwendigkeit, die gesamten Straßen und Wasserbaugeschäfte in einer Hand zu vereinigen und