I. Verbindungen und Verhandlungen mit St. Gallen 75
so eine einheitliche Leitung zu schaffen, durch die die Interessen des Kantons ohne schwere Schädigung der Sonderinteressen seiner Bewohner volle Sicherung erfahren. Der kleine Rät des Kantons wurde deshalb von dem Großen Rate beauftragt, „für Leitung und Beaufsichtigung des Unterhaltes und Baues der Straßen, wie auch zur Leitung und Beaufsichtigung des allgemeinen Wege- und Uferbaues ein Inspektorat aufzustellen.“ Es erfolgte die Ausschreibung eines Wettbewerbes für diese Stelle; die Kompetenten sollten sich einer Prüfung unterziehen, deren Ergebnis als Grundlage der Wahl zu dienen hatte. Der kleine Rat bestellte als „Experten, die zugleich das volle Zutrauen des Kantons genießen“, die Herren Ingenieuroberstleutnant Hegner in Winterthur und k. k. Ingenieuradjunkten Negrelli in Bregenz. Als Ersterer wegen Überbürdung mit Berufsgeschäften die Wahl ablehnte, überwies der Kleine Rat die Prüfung der Bewerber dem Letzteren allein, ihm damit ein ganz besonderes Vertrauenszeugnis ausstellend.
Die Prüfung fand am 27., 28. und 29. Dezember 1831 im „Tafelzimmer“ des Regierungsgebäudes in St. Gallen statt. Regierungsrat Baumgartner, Landamman in St. Gallen und Gesandter des Kantons, damals schon mit Negrelli befreundet, gab ihm von Liechtenstein aus, wo er auf der Reise zur Tagsatzung nach Luzern halt machte, die Wünsche des Kleinen Rates bekannt, wonach die Prüfung Alles zu umfassen habe: „was die theoretische Ausbildung sowohl im Straßenais auch im Wasserbauwesen, praktische Erfahrung und natürliches Geschick in beiden Fächern, Kenntnisse und Übung im Ingenieurfach überhaupt, Dexterität in Abfassung schriftlicher Berichte über die einschlagen- den Fächer, wissenschaftliche Bildung im Allgemeinen,