1. Verbindungen und Verhandlungen mit St. Gallen 77
nehmung, an der er mit interessiert ist, gegen seinen Willen und gegen seine Überzeugung zur Ablehnung zwingt.
Baumgartner gibt Negrelli hievon in einem längeren Briefe Kenntnis; der Kleine Rat wird auf der betretenen Bahn — betont Baumgartner — trotz des „Unfalles“ fort schreiten; von den übrigen Kandidaten wird keiner erwählt werden; eher erfolgt eine neue Ausschreibung in der Hoffnung, daß die nicht ungünstigen Bedingungen doch schließlich das Ziel erreichen lassen. Und nun fragt der Landamman bei Negrelli vertraulich an, ob er nicht selbst diese Stelle übernehmen wolle?
Diese Frage wird zum erregenden Momente in der kurzen, aber dramatisch bewegten Periode, die jetzt im Leben Negrellis eintritt. Ein lebhafter Briefwechsel entspinnt sich zwischen St. Gallen, Bregenz und Innsbruck; jeder Brief wirkt wie die Szene eines Schauspiels; eröffnet — von der Persönlichkeit ausgehend — einen fesselnden Ausblick auf die politischen Verhältnisse jener Tage und zeigt die Anschauungen gewisser Kreise bezüglich dieser Gestaltungen im Völkerleben. So wächst die Bedeutung dieser Briefe über das Persönliche hinaus, das sie veranlaßt hat. Die Briefe Negrellis fehlen; aber aus den Briefen Baumgartners, des Grafen Reisach und des „alten Freundes“, wie Duile sich nennt, liest man gleichsam den geistigen Inhalt der Briefe Negrellis, seine seelischen Kämpfe und seelischen Leiden. Denn in diesem Zwiespalte der Meinungen ihm wohlgesinnter Männer, in den Negrelli sich hineingedrängt sah, mag ihm die endgiltige Entscheidung nicht so leicht gefallen sein.
Aus dem oben erwähnten Briefe Baumgartners, der die Schicksalsfrage an Negrelli stellt und das