1. Verbindungen und Verhandlungen mit St. Gallen 79
sicher, daß er sein ganzes Leben hindurch seine Stelle auch ohne Schmälerung des Qehaltes behalten kann. Kaum machen Sie sich einen Begriff von der Schonung, die in dieser Rücksicht besonders in hiesigem Kantone waltet, — dies ist doch gewiß einer Pension vorzuziehen — ... Ich will zwar zugeben, daß das Wahlsystem unserer kleinen Republik hier und da sich fühlen läßt. Es ist dies aber der Fall ausschließlich nur mit den Magistratsstellen. So z. B. kann es allerdings geschehen, daß meine jetzt in etwelchen Kredit stehende Wenigkeit über kurz oder lang mißfällig wird und daß ein Anderer meine Stelle erhält. Aber nie und nimmer wird das mit eigentlichen Beamtungen, und am Wenigsten mit technischen Stellen der Fall seyn. Intriguen und Leidenschaft kommen da gar nicht in Spiel; sie können nicht wirken. In Republiken ist man froh, wenn man tüchtige Männer nur findet. Selbst die leere Formel einer Amtsdauer für die Beamtungen ist in den technischen Fächern bloß um der Konsequenz willen in Übung. — Es scheint mir daher, daß Sie ln dieser Rücksicht gar nichts zu besorgen hätten; . . . Ihre persönliche Stellung wäre höchst unabhängig. Man kennt hier keine politische Hierarchie und Rangordnung. Schikane, Einmischung etc. läßt sich nicht denken. Sie hätten keinen Kollegen, keinen Nebenbuhler, keinen Neider, Niemand über sich, als das Mitglied des Kleinen Rates, das mit dem Referat der Straßen beauftragt ist, und mit dem Sie also quasi gemeinschaftlich zu arbeiten hätten, und den Kleinen Rat selbst, der aber als Kollegium, wie alle Kollegien, das gutmütigste und freundlichste Ding von der Welt ist. Männer von Ihrem Fach und Ihren Kenntnissen sind in der Schweiz selten, und daher sehr geachtet. Sie