1. Verbindungen und Verhandlungen mit St. Gallen 81
wenn sie nicht nur genährt, sondern, vielmehr nur Spott und Verfolgung vor Augen, allmählig immer abnehmen müßten? . . Qraf Reisach betont dann die Schwierigkeit, sich für das Alter ein Kapital zu erwerben, und weist auf Frau und Kinder hin, deren Loos unter Umständen ohne Pension sehr traurig sich gestalten würde. „Ebenso — meint er fortfahrend — ist die viel schwerere Unterbringung der Kinder in Freistaaten zu erwägen. Wird ein solcher Austritt und Auswanderung ihrer übrigen Familie, ihren Brüdern etwa in ihrem Fortkommen nicht schaden? Denn das man eben jetzt eine Expatriation in einen Zentralpunkt von Liberalität bei uns höchst übel aufnehmen wird, davon können sie voraus sich überzeugt halten, und der Rücktritt wird ihnen für immer versperrt . . . Wie schwer müßte es Ihnen fallen von ihren Aeltern, von ihrer Heimath für immer getrennt zu seyn! und ich müßte mich sehr täuschen, wenn ihr Herr Vater Ihnen zu solch’ einem Entschluß je seine Beistimmung er- theilen sollte. Endlich ist auch zu erwägen, daß wenn sie einmal übergetreten sind, und als vermögenslos dann ganz an den Canton nothwendig gebunden seyn werden, die Herren zu ihren Untergebenen dann auch nicht mehr so auszeichnend höflich und voll Süßigkeit sprechen dürften . . . Auch ihrer Frau wegen gäbe es noch eine Erwägung, Sie ist jung und unerfahren, das lustige, genußreiche Leben kann Hang nach Bedürfnissen erregen, die Ihnen Unfrieden, Kummer, Sorgen und Auslagen zuziehen könnten, die die pecuniären Vortheile, welche sich Ihnen jetzt biethen, leicht wieder auf zehren könnten. Alles dieß vereint möchte ich Sie wohl noch zu recht reifer Erwägung veranlassen, ehe sie diesen Schritt wagen, und ich halte es daher für Pflicht sie darauf aufmerksam zu machen und sie drin-
Birk, A. ». Negrelli 1.
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