2. In St. Gallen
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meinden und Privatpflichtigen entzogen werden sollten — einer Spekulation, die in zahlreichen Zollstationen und Schlagbäumen und in hohen Wegegeldern zum unerfreulichen Ausdruck kam.® 4 )
Negrelli fand also in St. Gallen ein noch unbebautes, aber der Bebauung harrendes Arbeitsfeld vor; er fand aber auch — und das war für ihn ein glückliches Moment — in dem damaligen Landamman Baumgartner, der nur wenige Jahre älter war, einen zielbewußten Mitarbeiter, einen verständnisvollen, tatkräftigen, von Schaffenslust beseelten Förderer seiner Vorschläge und Entwürfe. 35 ) Baumgartner hatte sich durch viele Reisen, die er fast ausnahmslos zu Fuß machte, reiche Kenntnisse und Erfahrungen im Straßenwesen erworben; er galt im Kantone und über dessen Grenzen hinaus als Fachmann in solchen Fragen; er hatte die Verstaatlichung der Hauptstraßen angeregt, ebenso die Zentralisierung des Zoll- und Wegegeldwesens, die Einlösung der Warenzölle; von ihm ging der Vorschlag aus, einen tüchtigen Ingenieur für die Straßen- und Wasserbauten des Kantons zu berufen; er hatte — wie wir gesehen haben — Negrelli für diese staatliche Stellung empfohlen und gewonnen. Der gemeinsamen Tätigkeit dieser beiden jungen Männer, die sich auch im weiteren Verkehre persönlich nahe traten und freundschaftliche Neigungen zu einander faßten, verdankt der Kanton St. Gallen viele für seine industrielle Entwicklung und für die Ausgestaltung seines Handels und Verkehres bedeutsame Schöpfungen und Projekte — denn manche Vorschläge der beiden Männer, manche Anregungen Baumgartners und manche Pläne Negrellis sind erst in einer späteren Zeit, da jener seinen Einfluß im Kantone verloren,