100
II. In der Schweiz (1832 bis 1840)
nieurs bedürfen, auch nach dieser Zeit zu vollenden. Negrelli nahm die Berufung an. Das ist begreiflich. In Zürich war eine Reihe großartiger Bauwerke zu schaffen; neue, interessante Aufgaben technisch-wirtschaftlicher Natur standen zur Lösung; ihnen gegenüber erschien Alles, was noch in St. Gallen auf dem Gebiete des Straßen- und Wasserbaues zu wirken war, bescheidener Natur. In Zürich begann die Epoche wichtiger Bau-Ausführungen — in St. Gallen war sie zum Teile vorüber oder doch in sichere Wege geleitet. Für einen Mann reger Schaffenslust, frischen schöpferischen Geistes und lebhaften Ehrgeizes — wie es Negrelli war — bot Zürich erfolgreiche Aussichten, während St. Gallen solche Bestrebungen nicht mehr in gleicher Weise befriedigen konnte- Dazu traten auch die weit günstigeren finanziellen Verhältnisse in Zürich, mit denen Negrelli rechnen mußte; denn die Anforderungen an seine Leistungen in dieser Hinsicht waren in den letzten Jahren gestiegen; sein erstgeborenes Töchterlein war 1832 — kaum zwei Jahre alt — ln Klagenfurt, wo seine Frau Erholung suchte, gestorben; im selben Jahre hatte ihm seine Frau einen Knaben geboren, dem schon im nächsten Jahre abermals, ein Junge folgte; seine Frau selbst war leidend, begann ernstlich zu kränkeln und mußte wiederholt körperliche Stärkung in der Heimat und in Bädern suchen. Es scheint, daß Negrelli auch als Sohn wie als Schwiegersohn mancherlei Verpflichtungen übernahm, die ihn
mitunter materiell schwer belasteten.
Froher Hoffnungen voll ging er nach Zürich. Zu Neujahr 1836 trat er den Dienst an. Am 22. Februar desselben Jahres wurde unter großen Feierlichkeiten der Grundstein für die neue Brücke, die „Münsterbrücke“, gelegt. Das Projekt war durch die Ingenieure