3. In Zürich
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wert sind die vielen kritischen Bemerkungen, die Negrelli in seine Beschreibungen einflicht und die auf seinen Charakter manche leuchtende Strahlen werfen.
Nur Einiges sei hier hervorgehoben, um das Bild Negrellis zu vervollständigen.
Eine Schar junger Leute, mit Bändern und Maschen geschmückt, weintrunken, johlend, von Trommlern begleitet, zurückkehrend von der „Ziehung der zum Militärdienst neu Konskribierten“, gibt Negrelli in Paris Veranlassung über eine solche Art von Musterung, als auch über das Institut der Assekuranzen gegen den Militärdienst verurteilend sich auszusprechen, da er bezweifelt, daß diese „vom Gesetze sanktionierte Assekuranz gegen den zur Verteidigung, zum Ruhme des Vaterlandes und zur Aufrechthaltung der Ordnung erforderlichen Dienst“ auch den moralischen Wert unter dem französischen Heere ergänzen werde. „Welche Klassen — frägt er — werden am Ende den Militärstaat bilden, wenn diese Assekuranz noch einige Jahre fortdauert?“
An einem Sonntage fährt Negrelli in Paris ein; er ist entsetzt über das Alltagsleben, das er hier gewahrt; selbst in den Gärten der Tuillerien wird gearbeitet wie an Wochentagen, während Notre Dame leer steht und nur von Bettlern umlagert ist: „die häufigen Versuche von Königsmord, die vielen Selbstmorde, wovon die Morgue täglich zeugt, die scheußlichen täglichen Eingriffe in alle Zweige der Gesellschaft und des bürgerlichen Lebens“ kommen ihm nicht mehr so ganz unbegreiflich vor. „Denn ein Volk, welches sich so frech und in so großen Massen aller Religiosität begibt, wird zu allem fähig, und wenn es auch bisweilen ruhig zu sein scheint, so entspringt die Ruhe doch nur aus Ermattung und der geringste Anlaß ist