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Mit dem Eisenbahnbau hatte es in der Schweiz noch gute Weile. Es gab Zweifler aller Orten und feindselige Stimmen in allen Zeitungen. Man hielt das kleine Qebirgsland nicht geeignet für Eisenbahnen; man berechnete höhere Baukosten, als die Eisenbahnfreunde annahmen; man verwies auf die Eisenbahnen in Frankreich, in England, in Belgien und in Amerika, wo die Anlagekosten der Bahnen schon ungewöhnlich hohe und die geographischen Verhältnisse weit günstigere seien, als in der Schweiz, und man leugnete schließlich auch das Bedürfnis nach Eisenbahnen, für deren Rentabilität ein hochentwickelter Verkehr unbedingte Voraussetzung sei . . . Negrellis Veröffentlichungen, Baumgartners Darlegungen in seinem „Erzähler“ blieben unbeachtet, zum mindesten wirkungslos. So fiel auch das Projekt einer Eisenbahn von Rorschach nach St. Gallen; die Anlage einer Lokomotivbahn erschien wegen der großen Steigungen nicht möglich; man faßte den Bau einer Straße und den Betrieb mit Straßendampfwagen ins Auge. Negrelli konnte diese Idee nicht verteidigen; er kannte das traurige Ende der Straßendampfwagen in Frankreich und England und betrachtete als unerläßliche Bedingung für die Anwendung des Dampfes das Schienengleise. Baumgartner proponierte in seinem „Erzähler“ (1837) die Anwendung stehender Dampfmaschinen zur Überwindung der großen Steigungen, aber schließlich entschied sich der Große Rat für den Bau einer einfachen Landstraße. Die Vorurteile gegen die Lokomotiv- eisenbahnen waren zu mächtig.
Das Interesse, das dennoch überall für Eisenbahnfragen bestand, brachte Negrelli um diese Zeit wieder in engere Verbindung — wenn auch nur vorübergehend — mit seiner Heimat. Schon in dem Nach-
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