144
III. In Österreich (1840 bis 1848)
leisten, jeden Krümmungshalbmesser für die Wendungen entbehrlich macht.“
Negrelli hält die Steigung von 1 : 200 (5 6 /oo) als die zweckmäßigste bei Übersetzung von Wasserscheiden, weil „eine stärkere Steigung der Sicherheit der Fahrten weniger zuträglich, eine sanftere hingegen die Bahnlinie allzu empfindlich vermehren würde; auch will er die Anwendung mehrerer Lokomotiven zur Förderung eines Zuges vermeiden und verwirft daher aus wirtschaftlichen Gründen stärkere Neigungen. Unter solchen Voraussetzungen empfiehlt er zur Überschreitung der Gebirge eine dem Eisenbahnwesen angepaßte Ausgestaltung der Kehrplätze, die wir heute als System der Spitzkehren bezeichnen. Der Schienenweg steigt als Schlangenlinie (Serpentine), wie solche bei Gebirgsstraßen von jeher ausgeführt wurden, an der Tallehne empor; die einzelnen hin- und rücklaufenden Strecken sind aber nicht — wie bei den Straßen — durch Bögen, sondern durch gerade, wagerechte und gegen das freie Ende zu etwas ansteigende Geleise und entsprechende Weichenanlagen verbunden, so daß die Züge abwechselnd gezogen und geschoben werden. Negrelli nahm Züge von 20 bis 24 Wagen an und gab den 14 Fuß (4.424 m) breiten „Kehrplätzen“ eine Länge von 120 Klaftern (227.52 m), wovon die letzten 20 Klafter eine Steigung von 1 : 50 (20%o) erhalten sollten. Negrelli betont, „daß die gerade Linie jeder anderen vorzuziehen ist; allein auch in dieser Beziehung darf keiner übertriebenen Ängstlichkeit Raum gegeben und der Erlangung gerader Linien nur insoweit nachgestrebt werden, als dieses mit keinem allzu empfindlichen Opfer erzielt werden kann.“ Er spricht für die Anwendung einer „wohlgeordneten Reihe von Kurven verschiedener Halbmesser“, bis herab zu 200 Klafter (379 m), und