2. Im Dienste der üeneraldirektion der Staatsbahnen 169
schreitung des Semmeringpasses im Zuge der südlichen Staatsbahn, an der Grenze von Niederösterreich und Steiermark. Der ursprüngliche Plan einer Linienführung über ungarisches Gebiet wurde aus politischen Gründen fallen gelassen; der Schienenweg sollte über Bruck a. M., über Graz und Laibach nach Triest gehen. Das Semmeringgebiet, dessen Paßhöhe sich bis zu 1000 Meter erhebt, gab Anlaß zu Bedenken und in weiterer Folge zu Beratungen und Studien. Ohne die Entscheidung über die Frage, in welcher Art die Schwierigkeiten überwunden werden sollen, abzuwarten, ließ die Regierung den Bau der Bahn jenseits des Gebirges fortsetzen. Die ersten Vorarbeiten leitete Negrelli, bis Ghega nach seiner Rückkehr aus Amerika, wo er die Anlage und den Betrieb der Gebirgsbahnen studierte, im Jahre 1842 die Bauleitung der südlichen Staatsbahnen übernahm.
In Ghega tritt uns einer der bedeutendsten Techniker jener Zeit entgegen. Er stammte aus Venedig, wo er 1802 einem österreichischen Marinebeamten geboren worden war; er hatte in Padua studiert, den Grad eines Doktors der Mathematik erworben, war 1820 in den österreichischen Staatsdienst getreten und hatte als Techniker der Landesbaudirektion in Venedig sich an dem Bau der Alpenstraßen in Valsugana, in der Provinz Beiluna, im Gebiete von Treviso, beim Finstermünzpasse, bei Meran, im Ampezzotale, weiters aber auch bei den Wasserbauten in der Lombardei beteiligt. Francesconi lernte ihn hier kennen und schätzen, erwirkte als Bauleiter der Nordbahn seine Beurlaubung, um ihn — wie schon erwähnt — an seine Seite zu berufen. Im Jahre 1840 kehrte Ghega — auch darauf wurde schon hingewiesen — wieder in den Staatsdienst zurück, um nunmehr beim Staatsbahnbau Ver-