2. Im Dienste der Generaldirektion der Staatsbahnen 171
mit höchstens drei bis vier Monaten und die Baukosten mit 630.000 Gulden, will aber das Eisen des Oberbaues für die Lokomotivbahn wieder verwenden. Negrelli bezweifelt nicht im Geringsten die Ausführbarkeit der Lokomotivbahn über den Semmering und beantragt deshalb auch, die Strecke von Mürzzuschlag hinauf zum Dürrengraben sofort zu bauen, um die Länge der Pferdebahn, die doch immer nur ein Notbehelf sei, abzukürzen. Schmid und Francesconi waren gegen den Bau der Pferdebahn. Angesichts dieses Widerstreites der Meinungen wandte sich die Hofkammer an Erzherzog Johann um ein militärisches Gutachten. Der Erzherzog will von einem Provisorium nichts wissen, er drängt in seinem Schreiben vom 4. April 1845 vielmehr auf die rasche Herstellung der Lokomotivbahn. Der Bau der Pferdebahn unterbleibt — das schwerfällige Bindeglied zwischen den beiden Teilstrecken der Wien—Adriabahn ließ aber die Frage der Semmeringbahn nicht einschlafen.
Trotz seiner weitreichenden Inanspruchnahme durch den Bau der Staatsbahnen blieb Negrelli in steter Fühlung mit der Nordbahn. Zu den interessantesten Dokumenten dieser fachlichen Beziehungen — interessant, weil sie den Gegensatz der Meinungen auf bau- und betriebstechnischem Gebiete in jener Zeit kennzeichnen — sind ein Gutachten Negrellis über den Entwurf für die Strecke Leipnik—Jassnik und der daran sich schließende Meinungsaustausch zwischen der Nordbahndirektion und Negrelli zu zählen.
In der ihm eigenen vornehmen Weise anerkennt Negrelli zunächst den Wert der von Ingenieur Hummel erdachten allgemeinen Führung der Bahnlinie —