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In der Heimat - In der Schweiz - In Österreich : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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HI. In Österreich (1840 bis 1848)

Gesetz und Ordnung . . .die persönliche Sicherheit, der Besitz sind in Frage gestellt; die Völker sind blind, ergriffen von einer politischen Epidemie, schlimmer als die Cholera! schreibt er an Escher.

In jenen Tagen besucht ihn Baumgartner, sein Schweizer Freund. Die politischen Wirren der Heimat haben ihn arg mitgenommen; von der herrschenden Partei verfolgt, will er die Schweiz verlassen. Sein Sohn Leo hat in Wien das Polytechnikum studiert und im Haupteisenbahnbureau in Prag gearbeitet. Der Vater erstrebt eine Stelle bei der Generaldirektion der österreichischen Eisenbahnen; er war ja immer ein Freund Österreichs und er hatte erst im Jahre 1847 die Kantone St. Gallen, Glarus, Appenzeller und Grau­bünden bei den Verhandlungen zur Ordnung der Post­verhältnisse zwischen Österreich und der Schweiz vertreten. Negrelli unterstützt seine Bewerbung beim Hof rat Baumgartner, beim Erzherzog Johann. Nach­mittag schreibt Baumgartner unter dem 6. April in sein Tagebuch 34 )verfügte ich mich zu Herrn Negrelli und meldete ihm den Stand der Sache. Er jammerte und jammerte. An Allem seien die unglück­lichen Ereignisse schuld. So schlimm wie ich hätten es jetzt alle Beamte, von denen keiner weiß, ob er nur noch 24 Stunden seine Stelle beibehalten könnte jetzt wenigstens konnte er mir keine Hoffnung machen. Trotz aller weiteren Bemühungen Negrellis, der nach Baumgartners eigenen Ausspruche Alles tat, was ein dankbarer Freund zu tun vermag, verlief die Bewerbung ergebenislos. Negrelli vermochte nur, den Schwergebeugten auf die Zukunft zu vertrösten.

Eine Dienstreise, die er im April antritt, steht im Zeichen der politischen Bewegung und ihrer Folgen. In Brünn wird eben, da er eintrifft, Alarm geschlagen