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III. In Österreich (1840 bis 1848)
kommt; Negrelli fürchtet die Tage, da er ohne Nachricht von Lotti und den Kindern sein wird; aber Tag um Tag schreibt er heim, schreibt auch fleißig in die Schweiz. Von dort berichtet man über Frieden und Ruhe — er freut sich auch von Österreich Gleiches erzählen zu können; „Die Aufregung legt sich — die Zahl der Gutgesinnten wächst, die ruhig auf der Bahn des wahren Fortschrittes wandeln wollen; unter den Arbeitern — 8000 in Mähren, 22.000 in Böhmen — hat Ruhe und Ordnung nie aufgehört“. Mit Stolz meldet er, daß in seinem Tirol die alte Treue, die alte Kraft wieder erwacht ist; „ich möchte es keinem Freyschwarm aus der Schweiz rathen, die Tyrolische Grenze zu betreten. Die Tessiner und Bündner Freyschwärme, welche in die Lombardie einfielen, dürften wohl auch bald ihren Lohn bekommen.“ Durch Aussig a. E. gehen täglich viele Russen aus Paris in ihr Vaterland zurück; sie entwerfen ein trauriges Bild über die französischen Zustände und Negrelli „glaubt nicht, daß das Faubourg, St. Antoine und der Temple noch lange über Frankreich regieren wird“.
Er bewohnt in Aussig dasselbe Zimmer, wo Lotti vor ihm „gehaust. Ich sehe dich draußen auf dem Balkon, ich weiß noch jeden Platz wo Du gestanden, wo Du gesessen bist und werde an der Stelle wo Du geruht hast, meine Müdigkeit niederlegen. Wie freundlich ist hier Alles, weil Du hier verweilt, weil Du freundlich liebe Worte hier zu mir gesprochen.“
Am Karsamstag trifft Negrelli wieder in Prag ein; am Ostersonntag hört er die Messe und schreibt seiner Lotti — schreibt sich Kummer und Sorgen vom Herzen. Der Sohn seiner tapferen Schwester Josephine, die sich mit einem Herrn De Sorzi vermählt, hat