3. Unkündbar im Dienste d. Generaldirektion d. Staatsbahnen 213
auf. Das Ministerium hält den Augenblick gekommen, energischer aufzutreten; vor Allem soll die akademische Legion, in der jugendliche Kraft allzu mächtig empor schäumt, aufgelöst werden; das führt am 26. Mai zu einer gewaltigen Erhebung der demokratischen und radikalen Elemente: Nationalgarde und Bürgerkorps erklären sich für die Sache der Legion; die Arbeiter strömen aus den Vorstädten herbei; die Sturmglocken läuten; Barrikaden werden errichtet, auf denen schwarz-rot-goldene, schwarz und rote Fahnen flattern! Die Regierung nimmt ihre Entscheidung zurück und verfügt den Abzug des Militärs; aber die Erregung in der Bevölkerung bleibt bestehen; man spricht vom Anmarsch von Truppen unter Windischgrätz, von einer Überrumpelung der Stadt; anderseits geht die Begeisterung in hohen Wogen: Studenten, Bürger und Arbeiter verbrüdern sich auf den Barrikaden, die erst nach und nach mit allmählich eintretender Beruhigung verschwinden.
Am 31. Mai schreibt Negrelli an seine Söhne in Kremsmünster: Ich teile Euch mit, daß ich mich zufolge der vorigen Freitag den 26. d. M. neuerdings hier ausgebrochenen Unruhen, am vorigen Samstag entschlossen habe, die Mama und die Kinder nach Brünn zu führen, von wo ich am Montag zurückgekehrt bin.. Auch die Großmutter mit den Tanten und dem Onkel August sind am gleichen Tage mit dem Dampfschiff nach Linz abgereist. So die Tante Klementine und ihre Kinder und viele andere Bewohner Wiens. Gott gebe, daß Ruhe und Ordnung sich auch hier bald wieder einstellen .... Ich bin seit heute avanciert und dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten zugeteilt worden. Das habe ich nächst Gott meiner unausgesetzten Tätigkeit und meinem Fleiße zu verdanken. In jetziger Zeit