3. Unkündbar im Dienste d. Qeneraldirektion d. Staatsbahnen 215
deutende organisatorische Begabung, mit der es ihm gelang, auch die schwierigsten Aufgaben rasch und glücklich zu lösen; er hatte sich bei aller Festhaltung an seinen Anschauungen doch eine gewisse Schmiegsamkeit des Geistes bewahrt, mit der er in strittigen Fragen vermittelnd einzugreifen verstand; seine politische Stellung entsprach jener Strömung, aus der das Ministerium hervorgegangen war; von seiner Jugend an war er angesehenen und vielfach maßgebenden Persönlichkeiten nahe gebracht. So wurde Negrelli in das Ministerium berufen. Die Berufung überraschte ihn; das bezeugen die Briefe an seine Frau. Während seiner Abwesenheit von Wien in den letzten Maitagen verlangt Baumgartner, ihn zu sprechen; sofort nach seiner Rückkehr eilt er zu dem Minister: „Morgen — schreibt er seiner Frau am 29. Mai — sage ich der Generaldirektion ade, und übermorgen werde ich als Sektionschef und Ministerialreferent Aufträge an die Generaldirektion erlassen! ..... um vielleicht in acht Tagen verjagt zu werden!“ Negrelli glaubt nicht an die Dauer, an den Bestand der neuen Verhältnisse. Die Zustände waren zu wenig konsolidiert; das Heute war schon morgen überholt. An seine Frau und an Direktor Escher äußert er immer wieder seine Bedenken über den Bestand der neuen Stellung; aber er fürchtet nicht das Kommende: „Immerhin — so heißt es weiter in dem Briefe an seine Lotti — ich werde dann frey sein und unser herrliches Tyrol wird uns dann als fr eye Leute in sein trautes Schooß aufnehmen!“ Auch in dem Briefe an Escher verweist er auf sein Tyrol als seinen Trost, wenn er wieder abtreten muß . . . Bei aller Freude über das Erreichte geht doch ein wehmütiger Zug durch seine Briefe; er bittet seine Frau, „allen, die ihr Vorkommen“, zu sagen, wie schwer er von den