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III. In Österreich (1840 bis 18481
zu umfahren, mißlang und mußte autgegeben werden; der Bau der vielen mächtigen Mauern hat die Baukosten bedeutend erhöht; der Gedanke Negrellis fand erst beim Baue der Brennerbahn seine Verwirklichung, als die „schwäbische Ingenieurschule“ den Erdbau an die Stelle des Kunstbaues setzte und damit auch die Verbilligung des Gebirgseisenbahnbaues erzielte, nach der ohne Zweifel auch Negrelli strebte.
Es bleibt das ungeschmälerte Verdienst Ghegas, mit der Hartnäckigkeit der Überzeugung für eine Lokomotivbahn über den Semmering eingetreten zu sein, mit unermüdlichem Eifer alle Beweise für deren Möglichkeit gesammelt und verwertet und schließlich eine Linie ermittelt zu haben, die man heute — wo doch so reiche Erfahrungen auf dem Gebiete des Gebirgsbahnbaues vorliegen — kaum bau- oder betriebstechnisch günstiger führen könnte, aber es muß auch der Männer mit Anerkennung gedacht werden, die Ghega die Verwirklichung seiner Idee ermöglichten, indem sie mit gleicher Überzeugung für die Lokomotivbahn eintraten: bei Negrelli, als erstem Chef der technischen Behörde, lag füglich die Entscheidung und lag die große Verantwortlichkeit für die Entscheidung des Ministers zugunsten eines Eisenbahnbaues, gegen den sich die ersten Ingenieure des In- und Auslandes entschieden und warnend ausgesprochen hatten und immer wieder energisch aussprachen.
Die politischen Ereignisse ließen eine ruhige Entwicklung der Dinge nicht zu; Mitte Juni war Erzherzog Johann vom Kaiser als sein Stellvertreter nach Wien entsendet worden; am 24. traf er in Wien ein; fünf Tage später wählte ihn die Nationalversammlung in Frankfurt am Main zum deutschen Reichsverweser; die demokratische Partei gewann immer größeren Ein-