4 . Im Ministerium für öffentliche Bauten
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fluß in Wien; das Ministerium Piliersdorf gab am 8. Juli, am Tage da Erzherzog Johann nach Frankfurt abreiste, seine Demission; Doblhoff wurde mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut, das aber erst nach der Rückkehr des deutschen Reichsverwesers nach Wien sich konstituierte. An die Stelle Baumgartners trat der Journalist Ernst von Schwarzer als Minister der öffentlichen Arbeiten. Seine Ernennung machte in besonnenen Kreisen vielfach unangenehmen Eindruck; man beurteilte seinen Charakter nicht zum Günstigsten und man tadelte die Wege, die er eingeschlagen hatte, um seinen Ehrgeiz nach einem Portefeuille zu befriedigen.
„Ich habe — schreibt Negrelli schon am 2. August in die Schweiz — durch das Abtreten des früheren konservativen Ministeriums viel verloren. Ich genieße nicht das Vertrauen des neuen Ministers — er hat die Präsidialgeschäfte des Ministeriums meiner Abteilung abgenommen — ich kann mich aber darüber trösten, denn ich diene nicht ihm, sondern meinem Kaiser und dem freyen Vaterlande . . .“
Es ist begreiflich, daß in Schwarzers Ministerium ein Mann nicht lange verweilen konnte, den der frühere konservative Minister zu seinem Ratgeber erwählt, dessen Gesinnung wesentlich abwich von dem Charakter des Ministeriums, wenn er sie auch nicht offen betätigte, und der nahe Verwandte hatte, die der Reaktion und dem Jesuitismus dienten, wie der Schwager seiner Frau, Hofrat Ritter von Erb, die rechte Hand Kolowrats und Sedlnitzky’s, und wie der Bruder seiner Frau, Theodor Weiß von Starkenfels, ein Schützling der Erzherzogin Sophie, ein intimer Freund der Jesuiten. Wiederholt hatten radikale Blätter verlangt, daß der Einfluß dieser Männer ge-
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