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In der Heimat - In der Schweiz - In Österreich : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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III. In Österreich (1840 bis 1848)

brochen werden müsse; und daß füglich auch Negrelli darunter litt, ist begreiflich, wenn auch seine politischen Anschauungen und seine religiösen Gefühle weit ab­wichen von jenen seiner angeheirateten Verwandten. Ich habe wiederholt darauf hingewiesen: Negrelli freute sich der Konstitution, er freute sich der Einigung Deutschlands und Österreichs, aber was er beklagte, das war, wie er am 14. Juni an Direktor Escher schreibt, der herrschende Terrorismus.Es wird auf die freye Presse ein weit ärgerer Druck ausgeübt als früher die Zensur war. Ebensowenig hat man einen Begriff von der Freyheit. Es sind eben jetzt die Wahlen zum Reichstag! Sie sind auf die breiteste Basis gefußt denn selbst die Arbeiter sind als wahlfähig erklärt worden! und doch zeigt die Gesamtheit die größte Gleichgültigkeit dabei. Nur Zeitungsschreiber, Schreiber überhaupt, Mediziner ohne Praxis, kleine Beamte, Advokaten mit wenig Geschäften etc. drängen sich hiezu. Mein Himmel, wie können und werden die Wahlen ausfallen! Die Massen haben keine blaue Idee von einer Konstitution und einer Freyheit! Die Arbeiter betragen sich eigentlich ganz vernünftig und nicht einen Exseß haben sie bisher begangen! und wir trachten sie zu vertheilen und gut zu beschäftigen. Ich habe am 12. gegen 4000 arrangiert, und im Namen des Ministers mit 2 Fahnen beschenkt, sie haben hoch und theuer gelobt Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten. Auch die Bauern sind gescheid und die Bürger kommen nach und nach zur Besinnung. Wenn nur die hiesigen Studenten auch zur Besinnung kommen! Dann wäre es wohl möglich, daß die Morgenröthe einer schöneren Zukunft für Österreich sich nach und nach entfalten könnte!