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In der Heimat - In der Schweiz - In Österreich : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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Anmerkungen

gab auch die Anregung zur Gründung derGesellschaft schwei­zerischer Ingenieure und Architekten im Jahre 1837 und führte noch bis zum Jahre 1841, wo er Zürich verließ, als ständiger Se­kretär die Geschäfte der Gesellschaft.

3S ) Nach dem Sturze Napoleons (1813) wurde die von die­sem gegebene Mediationsverfassung, die die schweizerischen Kantone in vollste Abhängigkeit von Frankreich brachten, be­seitigt; es kam ein patriarchalisch-aristokratisches System zur Einführung, gegen das im Laufe der Zwanziger Jahre im Kanton St. Gallen eine lebhafte Opposition erstand, die ihren Ausgang von der Regierung selbst nahm, in deren Mitte mehrere junge tatkräftige Männer saßen, die mit der aristokratisch zugeknöpf­ten Art des alten Regimes nicht einverstanden waren, den her­gebrachten Geschäftsgang als Erschlaffung und Stagnation be- zeichneten und den übermäßigen Einfluß, die ungewöhnliche Macht des kleinen Rates gegenüber dem Großen Rate, der verfassungs­gemäß die oberste Gewalt ausüben sollte, einzuschränken ver­suchten. Zu diesen Männern der Opposition gehörten Müller- Friedberg Sohn, K. A. Gonzenbach und Gallus Jakob Baumgart­ner, der 1797 in Altstätten geboren und im Jahre 1825 zum Staatsschreiber in St. Gallen gewählt worden war. Die Bewe­gung, die aristokratische Form der Regierung durch eine demo­kratische zu ersetzen, wurde so lebhaft, daß im Jahre 1830 ein Verfassungsrat gewählt werden mußte, dessen Seele Baumgart­ner wurde. Am 1. März 1834 trat die neue Verfassung, die dritte des im Jahre 1803 gegründeten Kantons in Geltung. Sie war von streng demokratischem Geiste beseelt.

In seinem Briefe berührt Graf Reisach auch den Wieder­streit liberaler und klerikaler Tendenzen, der gerade um jene Zeit im Kanton St. Gallen besonders erregt wurde. Die neue Verfassung gewährte beiden Konfessionen! eine selbständige Innere Verwaltung. Auf katholischer Seite begann eine liberale Rich­tung sich geltend zu machen, die neben der bürgerlichen auch eine kirchliche Freiheit erstrebte und kirchliche Reformen ver­langte. Die Kämpfe in St. Gallen griffen auch auf die anderen Kantone über, in denen man ebenso wie dort versuchte, den An­sprüchen der römischen Kurie von Seiten des Staates Schranken zu setzen.

(Der Kanton St. Gallen 18031903. Denkschrift zur Feier seines hundertjährigen Bestandes. Herausgegeben von der Re-