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dert Piaster im Werth, und kostete in Kairo nur fünfundsechzig Piaster mehr, obgleich die baarcn Auslagen für den Transport bis dahin mindestens vierzig Piaster betrugen. Alle Kaufleute, welche auf die genannten Waaren spekulirt hatten, verloren bedeutend.
Am Besten gehen dic Eßwaaren, weil sie stark verbraucht werden und immer von Neuem ergänzt werden müssen. Sie sind in Charthum ebenso schlecht, als theuer. Der Wein, welcher nach dem Sudahn kommt, ist oft verfälschter, erbärmlicher, französischer Roth- wcin, von dein man in Kairo die Flasche für 2^ Sgr. kaufen kann. Im Sudahn verkauft man die Flasche mit 18 — 24 Sgr. Aber sein Genuß ist für die Europäer unerläßlich und deshalb bezahlt man gern so viel dafür.
Der Branntwein wird in Charthum ebenfalls zu hohen Preisen und in noch größerer Menge als der Wein verkauft, weil die Türken im Sudahn fast ohne Ausnahme Branntwein trinken. Man kann in den heißen Ländern den mäßigen Genuß geistiger Getränke aus gesundheitlichen Rücksichten nicht entbehren, muß aber Uebermaß vermeiden, was in Charthum leider nicht geschieht. Seit einigen Jahren besteht in dem Dorfe Kamlihn am blauen Flusse eine Branntweinbrennerei, aus welcher jährlich mehrere Tausend, aus Datteln destillirte Flaschen dieses Getränks gewonnen werden. Obgleich man die Datteln aus der Provinz Dongola in Nu- bien herbeischaffen muß, sind die Preise des kamlihner Schnapses doch niedriger, als die des aus Egypten eingeführten. Die einzige Zuthat zum Alkohol des zu destillirenden „Aarakhi"*) ist Anisöl. Der Branntwein bekommt durch dasselbe einen erträglichen Geschmack und, wenn er mit Wasser vermischt wird, ein milchiges Ansehen. —
Durch die Europäer kommen zuweilen ganz ungewöhnliche Dinge auf den Basar. Man trank in Charthum schon oft Champagner und gute französische Rothweine, ja selbst Rheinweine. Ein mit Wermuth versetzter südlicher Wein war in letzter Zeit ein ge-
*) Von der Wurzel ssrskl,, schwitzen, abgeteilet, daher das, was ausgeschwitzt oder destillier ist: Spiritus, hier Branntweiu.