Reise nach Kordofahn.
Die wohlbemannte Dahabic, welche uns und Mr. Pethc- rik bis zu dem Walddorfc Torrah den weißen Fluß hinaufführen sollte, verließ am 23. Februar gegen Abend die „Mischeraäh"
<— den gangbaren Weg zum Flusse — von Charthum, glitt unter kräftigen Rudcrschlägcn rasch den blauen Fluß hinab, bog bei Rahs cl Charthum in den weißen Fluß ein und öffnete ihre Segel einem frischen Nordwinde, welcher den Fluchen des letztgenannten Stromes cntgegcnwehte. Der Wind war gut, das Wetter herrlich. Wir waren vergnügt über die voraussichtlich schnelle Fahrt und gespannt auf das uns noch gänzlich unbekannte Step- penland. Aber es war an einem Freitage und Contariny hatte uns noch warnend das Sprichwort:
„Venercli oä warte, non si sposa, non si parte"*), zugerufen. Der Freitag ist den Seefahrern ein böses Omen. An diesem Tage sticht in Italien kein Schiff in See, geht keine Braut zum Traualtäre, tritt Niemand, wie wir Freigeister es thaten, eine wichtige Reise an. Die Seeleute haben auch ganz recht: Der Freitag ist kein glücklicher Tag zur Abreise.
Wir flogen an den Ufern des Stromes vorüber und setzten, so lange der Wind „fahrend" blieb, unsere Reise fort. Am anderen Morgen befanden wir uns beim Erwachen schon wieder mitten in dem hier mehr als dreitausend Schritte breiten Strome. Bei dem mittelhohen Wasserstande desselben waren bereits ausgedehnte Schlammbänke und Sandinseln an beiden Ufern bloßgelegt worden. Auf ihnen trieb sich eine unzählbare, ununterbrochen sich am Ufer fortziehende Vögclschaar herum. Wir sahen den Tag über viele Tausende von Nilgänsen (Olleimlopsx ae^xtious), Reihern
*) Freitags und Dienstags heirathet und reist man nicht.