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Erster Theil
Entstehung
Seite
102
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Die Wüste und ihr Leben.

Der Wüste Bild giebt von dem Ew'gen Kunde;

Der Geist, entfesselt, läßt sich nimmer binden Bei solcher Groß', er strebt zum Licht, und will Die Tiefe des Unendlichen ergründen.

Die Wüste schweigt, und dennoch o Geheimniß!

In dieser träumerischen Stille höre Gedankenvoll ich in der tiefsten Seele Ein lautes Echo, stimmenreiche Chöre.

Es sind des ew'gen Schweigens unausgesprochene Akkorde!

Ein jedes Sandatom hat seine Worte.

Im Aether wogen bunte Melodieen,

Ich fühle sie durch meine Seele ziehen."

Felicien David's Wüste.

Das Schinerzgestöhn der beladen werdenden Kamele war ver­stummt, die Berittenen saßen glücklich im Sattel, die Karawane ordnete sich, der Führer schritt voran. Wir zogen dem schon halb in der Wüste liegenden Dorfe Ambukohl zu, um uns von un­serem rasch gewonnenen Freunde, dem Kahschef, zu verabschieden. Noch einmal mußten wir absteigen und bei ihm in seinem Di- wahn oder Empfangszimmer eine Pfeife rauchen, dann gab er uns bis vor die Thüre seines Hauses das Geleite und wünschte uns eine glückliche Reise.

Um halb zwei Uhr Nachmittags verließen wir die letzten Häu­ser Ambukohl's und betraten die sich vor uns ausbreitende Wüste. Lange noch blieben uns zwei hohe, kegelförmige Monumente, wie ich hörte, die Gräber zweier Heiligen oder Aschiahch*), sichtbar.

°) Zweites Plural von Schech.