Charthum und seine Bewohner.
Ehe wir zur Betrachtung der Hauptstadt des inncrafrikanischen Reiches übergehen, müssen wir vorerst einen Blick auf die Geschichte jener Länder werfen, deren Centralpunkt ich zu schildern versuchen werde. Die Geschichte des Sudahn beginnt erst in unseren Zeiten; das vorher Geschehene ist durch das Blut von Tausenden, der Habgier und Rache geopferten Menschen verwischt worden. Nur traditionell zieht sich die Erinnerung wie ein goldener Faden durch dieses trübe Blutmecr hindurch, die Erinnerung an die früheren glücklichen Zeiten unter der Herrschaft der eingebornen Könige aus dem Stamme der Fungi, an die Zeiten, wo auf der Insel Arg» in Nubien noch tausend Schöpfräder kreischten, wo dort noch ein König Gericht hielt, wo das Volk der Scheine, zu Berber und Halfa'i, die Bewohner von Sennahr, Roseeres und Fassokl noch eigne Herrscher hatten und Kordofahn unter dem milden Scepter Dahr-Fuhr's stand. Aber diese Erinnerung lebt nur noch in dem Gedächtnisse Weniger; erst seit den Jahren 1820 und 1821 ist die Geschichte in Aller Mund. Die Begebenheiten jener Jahre werden nie vergessen werden: verlassene Städte, verödete Felder und zu Grunde gerichtete Völker sprechen ohne Worte ihre nie verhallende Sprache. Ich meine mit jenen Ereignissen die Eroberung des Sudahn und die Unterjochung seiner Völkerschaften durch die türkisch-egyptischen Truppen.
Mit der Niedcrmetzelung der Mameluken schien Maham- med-Aali's Herrschaft in Egypten erst neu gegründet, aber gesichert zu sein. Allein noch war die Ruhe nicht hergestellt; ein Kampf des Muthes, der Rache und Verzweiflung erhob sich gegen unverhältnißmäßige Uebermacht, schändlichen Verrath und infame Treulosigkeit. Die Häuptlinge der Mameluken waren gefallen,