Sira ist der Ort wo die Passagiere die nicht nachConstantinopel segeln die Schiffe wechseln. Wir,die in diesem Falle waren, mußten unser liebesSchiff Imperatrice und den wackern Kapitain Gel-sich verlassen, um auf das bedeutend kleinereDampfboot „Meternich“1 uns zu begeben.- Um ½ 2Uhr fuhren wer bey ziemlich aufgeregter See ausden Hafen von Sira um uns abermals der trü-gerischen Welle Preis zu geben.8te April. Wir hatten wieder stürmisches Wetter,und unser Kapitain glaubt es wird bis Alexan-drien anhalten.- Gestern schon gesellte sich ein jun-ger Mann zu uns der Deutsch spricht und sehr un-terhaltend ist. Ich erfuhr, daß er MarineOffizier sey und Graf Schmidegg heiße.- Erkam von Athen und hat nach seinen Reden schondie halbe Welt bereiset.- Aus lauter Langwei-le spielten wir fast den ganzen Tag Preferanze2.Wir segeln sehr schnell, da wir günstigen Windhaben und sind jetzt schon vor Candia3 vorbey, was2/3 Weges zwischen Sira und Alexandrien liegt.Ich bin schon sehr neugierig auf Morgen, wo wir
in der langersähnten Stadt ankommen werden.Ich verspüre, noch nichts von Afrikas Klima dennhier zur See ist es ziemlich kühl.9ten April.- Das Wetter ist ziemlich gut, die Ge-gend sehr fad, Himmel und Wasser, letzteres isthier außerordentlich tief und an manchen Stellengrundlos.- Unser Kapitain sagt uns, gegen 4. Uhrwerden wir Afrikas Küste sehen.4 Uhr. Man sieht einen lichten Flecken, es ist Land,wir kommen immer näher, man sieht den Leucht-thurm von Alexandrien und schon ganz deutlich dieganz flache sandige Küste.- Jetzt sieht man dieHäuser sämmtlich ohne Dach wie Ruinen4 dannhie und da Dattelbäume.- Wir kommen schon na-he zum Hafen.- Ein Wald von Masten ragt unsentgegen. Ich sehe ein kleines Schiff von den Wel-len schrecklich herumwerfen und uns entgegen kommen.Es ist dies der Pilote des österreichischen Loyds der die Verpflichtung über sich hat, jedes Dampf-boot in den so sehr gefährlichen Hafen von Ale-xandrien einzuführen.- Der Lotse war ein schönerMann mit nußbraunen Gesichtsfarbe.5
Raddampfer des österreichischen Lloyds "Principe Metternich", Werft Squero Panfilli (Triest). Dienstzeit 1837-1848.
↩Préférence (Kartenspiel)
↩Heutiges Iraklion auf der südgriechischen Insel Kreta.
↩Die Kritik der Bau- und Wohnkultur in Ägypten (eine Ausnahme ist die altägyptischen Architektur aus der Pharaonenzeit) kommt im Reisetagebuch auch in anderen Passagen zum Ausdruck. Dabei sollte berücksichtigt
↩Exotismus: Ägypter_innen werden in zahlreichen Textpassagen im Tagebuch , als „schön“ beschrieben, häufig wird die Hautfarbe dabei betont. Diese „Exotisierung“ von Menschen aus arabischen Ländern, die für Junker als ästhetisch schön wirken, hebt das „Fremde“ durch das Aussehen hervor und ist demnach „positiv“ rassistisch.
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