Akte 
"Meine Reise nach Ägypten" Carl Junker, 1847
Entstehung
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alle Gegenstände, die uns umgeben, zu beobachten, undzu beschreiben.- Ich fange daher sogleich mit der Brigg  selbst an.- Diese war ein sehr nettes Schiff mit 3.Masten und 18. Kanonen. Die Offiziers Kajüten  bewohnten wir, der Kapitain und die Offiziereschliefen in einem minder bequemen Orte, welchegleich an unsere Kajüten anstoß.- Die Mann-schaft bestand aus 180. Köpfen und lag in unternSchiffsraum in Hängematten.- Außer dem Ka-pitain waren noch 3. Lieutnants 2. Schiffskadetenund 1 Doktor an Schiffe1.- Der Kapitain EliasAkdalahah ein Tscherkesse2 von Geburt war dereleganteste Mann, den ich je in türkischer Klei-dung sah.- Uibrigens paßte ihn auch alles sehrschön, da er gut gebaut war und ein hübsches Ge-sicht hatte.- Die Offiziere sind so gemeine Leute,daß gar nicht der Mühe werth ist von ihnenzu sprechen, man kann sich auch einen Begriffmachen in welchen Ansehen sie stehen, wenn manbedenkt, daß selbst der 1te Lieutnant nicht mituns speisen durfte, sondern er und die übrigenOffiziere bey der Tafel uns bedienen mußten,
Da ich gerade von der Tafel spreche muß ich sagen, daßwir köstlich verproviantirt waren und daß uns derVicekönig dieß alles zum Geschenk machte.- UnsereBeschäftigung am Schiff war die Pflöcke nummeriren,Stangen anstreichen; Fahnen nähen3,&.&. Da wirvermög unserer Instruktion die Ausmündungendes Nils   besehen mußten, um die Versandung beur-theilen4 zu können, so mußten wir fürs erste nachRosette. Der Vicekönig hatte die Gnade uns mit"Fermans5  ", das ist Briefen an alle Gouverneurszu versehen, worin enthalten war, daß obige unsalles an die Hand geben sollten, was wir benö-thigen wurden.2t May. Gegen 8. Uhr sahen wir Rosette vor unsliegen. Da jedoch hier an der ganzen Küste dasWasser seicht ist so mußten wir mit unsererBrigg weit vor Rosette ankern, und durch ei-nige Pöllerschüße anzeigen, daß wir einen Pi-loten benöthigen, der uns in den Nil hineinführt.Wir begaben uns daher in eine Barke   der Brigg,welche ein Offizier befehligte.- Schon von weitensah man die Brandung an den vielen Sandbänken,

  1. Für die Expedition stellt der Vizekönig ein dreimastiges Kriegsschiff zur Verfügung sowie eine umfangreiche, militärisch ausgebildete Besatzung mit 180 Personen (darunter auch einem Arzt) zur Begleitung und zum Schutz der Österreicher.

  2. Tscherkesse oder Zirkassier ist eine Fremdbezeichnung für kaukasisches Volk, das sich selbst „Adyge“ nennt.

  3. Die Nummerierung der Pflöcke, die Markierung der Stangen und die Vorbereitung der Fahnen könnten mit den Vermessungstechniken der Zeit (Theodolit e.g.18544: Theodolit (Adams)) zusammenhängen. Für ihre Benutzung sind mindestens zwei Personen erforderlich: eine Person am Theodolit und eine weitere hält die nummerierte Stange (Meterstab). Die Person am Theodolit würde diesen verwenden, um die Stange zu beobachten, die von der anderen Person in der Ferne gehalten wird. Die Markierung der Stangen könnte auf einen Meterstab hinweisen, und bei der Anfertigung der Fahnen könnte es sich um jene Fahnen handeln, welche für Signale verwendet wurden. Auf einem der Aquarelle aus Junkers Tagebuch (HSS-000079-14) sehen wir tatsächlich einen Theodolit auf einem Stativ, drei österreichische Ingenieure und ihre ägyptischen Begleiter, die Fahnen halten.

  4. Die Städte Rosette und Damietta liegen an den Mündungsarmen des Nils und sind als Expeditionsetappen wegen der Untersuchung der „Versandung“ (Sedimenteablagerung, Verschlammung) geplant.

  5. Der Ferman ist ein offizieller Erlass des Vizekönigs. Ohne Genehmigung von Muhammad Ali hätten die Österreicher in Ägypten gar nicht weiterreisen dürfen.