Voran schritt der Scheick mit einem Säbel und langen Ge-wehr bewaffnet, hinter ihn kammen die andern Be duinen nichts als eine Kaputze und ein Hemd amLeibe jedoch jeder ein solches langes Gewehr amRücken. Sie näherten sich uns schnell und führtenin ihrer Mitte den schon früher erwähnten Boten.Diesem armen Manne ging sein Wasser zu Ende.Die Beduinen hatten auch keines und so führtensie ihn in einer Hitze von 36 bis 38. Grad R. halbverschmachtend heran; der Beduinenscheick grüß-te uns ehrerbietig und bath vor allem um Wasserfür den Armen.- Der böse Zufall wollte gera-de, daß wir beym Meßtisch nur gewässertenWein hatten.- Ich both ihn denselben an, aberder Bothe hätte nicht um eine Welt denselbengetrunken, so sehr halten diese rohen Leuteihre Religionsgebräuche. 1- Gerührt durch dieseStandhaftigkeit setzten wir den Mann auf ei-nen Esel und ließen ihn durch einen Soldatennach den Zelten(1½ Stund Weg) geleiten, wo erdann beinahe ohnmächtig vor Durst ankam, undsich dann erquickte.
Der bey uns zurückgebliebene Beduinenscheick warein alter schöner Mann, seine Begleiter auch nichtübel, nur hatten diese Kerls verwegene Mienen.Durch unsern Dragomann Achmed sprachen wir mitdiesen Leuten2.- Sie versicherten uns ihrer Ergeben-heit und verlangten für unser ungestörtes Hierseineinen monatlichen Tribut von 100. Piaster d. i 10 fr. CmNachdem wir diesen versprochen hatten waren sieausnehmend freundlich und der Scheick both sich alsGeisel an, daß uns auch von keiner andern Hordeetwas zustossen sollte welches Anerbiethen wie auchannahmen.- Man hatte uns in Alexandrien und Da miatte sehr viel vorgelogen von der Bösartigkeitder Beduinen, welches jedoch durch ihr Betragengänzlich widerlegt wurde.- Uiberhaupt mußich gestehen, daß ich die Araber sehr lieb gewann,denn geht man mit ihnen nur halbwegs menschlichum, so haben sie eine Aufmerksamkeit und Anhäng-lichkeit, die mich wirklich oft rührte3.- So war denjetzt unser Leben so ziemlich angenehm, indemdie Hitze noch erträglich, die Arbeit interessantund das Essen gut war.- Abends wenn wir
Diese Aussage über den Bothen ist diskriminierend. Im heutigen Sprachgebrauch wird eine abwertende Haltung gegenüber muslimische Menschen als „antimuslimischen Rassismus“ bezeichnet.
↩Die Verhandlung mit den Beduinen wird durch den Dragoman Achmed durchgeführt. Dies zeigt, wie sehr Dolmetscher maßgeblich zum Erfolg der österreichischen Expedition, auch in Hinblick auf die interkulturelle Kommunikation, beigetragen haben.
↩Aufgrund der persönlichen Begegnung und positiver Erfahrung baut Carl Junker seine Vorurteile über die Menschen aus Ägypten ab (hier sind vor allem die Beduine gemeint). Trotzdem wird auch an dieser Stelle erneut verallgemeinernd über „die Araber“ gesprochen („positiver“ Rassismus).
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