In der Nähe der Piramiden erblickt man die Sphinxdie eine aus einem einzigen Felsstück gehauene Fi-gur mit einem Jungfrauenkopfe, übrigens wieein Löwe gelagert.- Sie soll sehr groß sein,-jedoch es ragt bloß der Kopf und ein Stück desHalses über dem Sande hervor1.- Im Schattendieser Sphinx frühstückten wir und ritten dannimmer umschwärmt und sekirt von Beduinen gegen Cairo um uns noch den Josephs Brun-nen und die Grotte der heiligen Maria zu besehen.Ersterer ist der einzige Brunnen in ganz Egyp-ten und soll von den egyptischen Josef er-baut worden sein. Er ist sehr tief und breitund ganz mit Quadern ausgemauert.- Sonsthat er nichts bemerkenswerthes, nur daß ei-nige verrückte Engländer sich in denselben hin-unterlassen, wo sie jedoch nichts anders sahen, alsman in einem Brunnen sehen kann.- Das Was-ser ist ausgetrocknet.- Die Grotte der heili-gen Maria ist ein viereckiges Loch mit eineralten hölzernen Thüre, und es gehört viel Phan-tasie dazu um in diesem Orte gerührt oder
bewegt zu werden.- Es soll dieß die Zufluchtstätteauf der Flucht der Maria mit dem Jesukinde ge-wesen sein.- Nach dem Speisen besahen wir dieGräber der Chalifen und das Grab Mehemed Alis , welches er sich jetzt schon anfertigen ließ.-Erstere sind imposant anzusehen, weil sie alle klei-nen Moscheen gleichen, letzteres ist in demsel-ben Style erbaut und zeigt deutlich, daß selbstgroße Männer nicht frey von kleinlicher Eitelkeitsind.- Hierauf besuchten wir den österreichischenVicekonsul der eine sehr schöne und bedeutendeMuschelsammlung2 hatte.- Da wir mit unserenArbeiten fertig waren so ist es natürlich, daßwir unsere Abreise festsetzten und dieß so baldals möglich ausführen mußten.- Am 7t. July gingein Schiff nach Triest von Alexandrien ab, und wirmußten daher trachten noch zu rechter Zeit dorteinzutreffen.- Zu diesem Ende beschloß endlich Jahs miger bey der Nil Dampfschiff Direktion in Cairoein eigenes Dampfboot für uns zu miethen umauf diesem leicht und bequem nach Alexandrienzu kommen.- Nach einem 3. tägigen Aufenthalte
Die Große Sphinx von Cairo war die meiste Zeit, so auch während Junkers Reise, bis auf den Kopf von Sand bedeckt. Entgegen Junkers Annahme handelt es sich dabei jedoch nicht um einen "Jungfrauenkopf" (Interpretation eines griechischen Diskurses), sondern um eine (männliche) Pharaonendarstellung mit einem Nemes-Kopftuch.
↩Die damals gängige Praxis des Sammelns von seltenen Naturalien wie Muscheln (aber auch von altägyptischen Objekten) durch österreichische Diplomaten stellt eine koloniale Praxis dar.
↩