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denn die nöthige Zucht, der durch fortgesetzte religiöse Übung ge­wonnene Halt, die materielle Anspruchslosigkeit des Einzelnen u. s. w. und aus einem anderen Wege auch nicht annähernd zu erreichen. Auch die fachliche Ausbildung der geistlichen Pflegerinnen für den Dienst ist, namentlich im letzten Jahrzehnt, allenthalben verbessert worden.

Trotzdem gibt eS weite Gebiete und specielle Formen von Krankheitsfällen, wo die weltliche Pflegerin vorzugsweise gebraucht und gesucht wird, wie bei langandauernden, unheilbaren Leiden, bei welchen oft jahrelang eine fortgesetzte, sachkundige Wartung erforderlich ist, z. B. bei Lähmungen, Gehirnerkrankungen, gewissen Geistes- und Nervenkrankheiten*), insbesondere bei epileptischen Leiden, Blindheit, Taubheit u. s. w., abgesehen von zahlreichen, vorübergehenden Fällen der Erkrankung. Woher nimmt man da bei uns eine vertrauens­würdige, taktvolle und fachlich geschulte Kraft, selbst wenn die Höhe der Entlohnung, welche in solchen Fällen gar nicht die entscheidende Rolle spielt, ganz außer Betracht bleibt? Musterhaft sind in dieser Be­ziehung die Einrichtungen in den großen Spitälern zur Heranbildung solcher Pflegerinnen in England, welche sich aus den besten Ständen recrutieren zumeist sind es Töchter von Ärzten, also nicht eine Art Dienstboten bilden wie bei uns. Sie nehmen ja eine ganz andere Stellung ein und haben eine ganz andere Aufgabe als die letzteren.**^

Mit dem größten Erfolge hat man die Sache auch in Däne­mark, in Schweden und theilweise auch schon im Deutschen Reiche ***)

* > Universitüts-Prosessor Dr. H. Dbersteiner hat die speciellen, weitgehenden Anforderungen an die Pflege solcher Kranken in Billroths:Krankenpflege im Hause und im Hospitale" (1896, Gerold, 5. Aufl., S. 200 u. folg.» anschaulich geschildert.

**) Die große Reformatorin der Krankenpflege während des Krimkrieges, Florence Nightingale, hat den hauptsächlichsten Antheil an der Umwandlung der Krankenpflege in England. Aus dem reichen, nach ihr benannten Fonds wurde »1857 , eine hervorragende Schule für Krankenpflege am St. Thomas-Hospital in London errichtet, das unter der Leitung erfahrener Ärzte und Schwestern steht. Ihr reihen sich an dieUo^al Uritisli Uurses ^88ooiatiov", die Stiftung desIn8titntv kor Xur868', das die Königin Victoria unter Verwendung der ihr zum fünfzigjährigen Regierungsjnbiläum »1887) übergebenen Nationalspende von 120.000 Pf. St. ins Leben gerufen hat. l Schaible:Die Frauenbildung in Großbritannien", ferner das umfassende Werk Burdetts: ^Uo8pital8 und Obrni- tie8", 1896, London, sowie von demselben Autor:Hie uni-käuF prot'688ion". > In London allein sind 68 derartige Anstalten.

***» Speciell zu nennen wäre da für Dünemark das große Hospital in Kopenhagen, das eine vorzügliche Einrichtung für die Ausbildung von Pflege­rinnen besitzt: ferner u. a. für Deutschland das Victoria-Haus in Berlin und die daselbst eingerichtete Krankenpflegerinuenschule, die Unterrichts-Curse am neuen allgemeinen Krankenhause in Hamburg-Eppendorf u. s. w.