5)9
sechste Gruppe.
Die Centralanstalt für die weibliche Kunstpflege und das weiblich-technische
Arbeitsmnseum.
„Indem im Wege der Schule die von der Wissenschaft (angewandte Naturwissenschaft, Technik) errungenen Resultate für die Arbeit der Volksmasse systematisch verwertet werden, muss das roh empirische fortschreiten des Gewerbewesens von ehedem allmählich zu einer sicheren und consequenten Entwickelung sich abklären." Dieser Satz aus einer der frühesten Schriften des ersten Organisators des industriellen Bildungswesens in Österreich*) hat seither in hundertfältiger Hinsicht seine sieghafte Wahrheit bewiesen. Er gibt das Grundthema für alle weiteren Variationen an; in ihm liegt das ganze Programm des fachlichen Unterrichtes beschlossen, und zwar nicht nur für die Anwendung der technischen Wissenschaften, sondern auch für die Beeinflussung des Gewerbes und der Industrie durch die Kunst. Das Ergebnis der Wissenschaft, die Ideen der Kunst weiten Schichten der Bevölkerung zu vermitteln, war das Ziel, der Weg dazu ein vielgestaltiges System von Institutionen des Unterrichtes. Auch der weibliche Fachunterricht kann keinen anderen Zweck verfolgen, kann keine andere Bahn einschlagen. In der Fülle der Aufgaben und Erscheinungen nun die nöthige Einheitlichkeit zu finden, aus Aggregaten ein wohlgesügtes, geisibeseeltes Ganze zu schaffen, die einzelnen Organismen vor Isolierung, Auswüchsen und Erstarrung zu bewahren, für die Ausfindig- machung und Heranbildung von Lehrkräften Sorge zu tragen, dazu bedarf die Organisation wieder Stützpunkte und Centren, von denen aus ihr inneres Leben beeinflusst wird. Kunst und Wissenschaft in ihren Beziehungen zum praktischen Leben sind Hiebei gleichmäßig betheiligt-, sie sind ja die beiden Centralsonnen des Daseins, deren Strahlen nicht mehr, wie in früheren Epochen, allein die Gipfel der Höhen berühren, sondern deren Flutwelle voll Licht und Wärme auch die tiefer gelegenen Gelände in immer breiterem Ausmaße durchwallt bis zu den Niederungen der Thalsohle herab. Auch in dem Bereiche, das wir hier behandeln, sucht ihre Einwirkung eine doppelte Richtung, der wir zu folgen haben.
*) Armand Freiherr v.Dumreicher: „Die Pflege des gewerblichen Fort- biidungs- und Mittelschnlwesens", 1872.