Dokument 
Der weibliche Fachunterricht und dessen Organisierung mit Rücksicht auf die praktischen Bedürfnisse des Lebens : eine Studie / von Franz von Haymerle
Entstehung
Seite
7
Einzelbild herunterladen

Sweiier Abschnitt.

Erste Gruppe.

Fachliche Ausbildung von Lohnarbeiterinnen im engeren Sinne. Curse für Laden-Verrechnnng.

1. Curie (Koch- und Arbeitsschulen) kür Arbeiterinnen, insbesondere für Fubriksurbeiterinnen.

Nach einer von Universitätsprofessor Dr. v. Philippovich ver­öffentlichten Studie wurden im Jahre 1890 allein im Wiener Kammer- bezirke rund 304.000 weibliche berufsthätige und dienende Personen in der Industrie gezählt; davon waren Fabriksarbeiterinnen 103.000, und zwar mit Ausschluss der Taglöhnerinnen und der großen Zahl der Heim­arbeiterinnen. Nahezu die Hälfte aller Fabriksarbeiterinnen hatte einen Wochenlohn, der 10 X nicht überstieg, 5°/» derselben einen solchen, der unter 10 X war; einen ganz verschwindenden Percentsatz bildeten Ar­beiterinnen, deren Wochenlohn über 10/e hinausgieng. Nur Ibosi, dieser Fabriksarbeiterinnen waren verheiratet. Die Zahl derBettgeher" in Wien wurde kürzlich aus 180.000 veranschlagt (im X. Wiener Bezirke sind z. B. 10o/o der BevölkerungBettgeher"); es würden also, da etwas über 30o/g der arbeitenden Bevölkerung weiblichen Geschlechtes ist, dabei mindestens 60.000 Frauen zu rechnen sein.*) Also Resultat: Keine entsprechende Entlohnung bei angestrengter Arbeit, in den meisten Fällen kein Heim, und preisgegeben einem Heere vernichtender Ein­flüsse auf die Gesundheit und das Leben! Blutarmut, chronische Magen­leiden, Tuberculose, Nervenleiden jeglicher Art bilden die ständige

Vgl. die Mittheilungen des gewerbehygicnischen Museums in Wien Nr. 01.IX6ll>XII und speciell den daselbst veröffentlichten Artikel:Schaffet Arbeiterinncnheimc!"