74

ansieht und behandelt, also gerade das ganze Specialschulwesen, sind heute weitverzweigte und umsangreiche Verwaltungs­gebiete des Staates geworden, wo er leitend, führend, ordnend und schassend vorangeht. Indem der Staat mit Verständnis sich der Erfüllung dieser großen Ausgaben zuwendet, weckt er allenthalben pro- ducierende Kräfte zur Erstarkung seiner eigenen Kraft und kommt so der Lösung des ernsten Zeitproblemes näher, das in der socialen Frage beschlossen ist. Ein Stück derselben ist auch das hier Behandelte. Es umfasst ein vielversprechendes, weites Arbeitsgebiet, an dessen Gedeihen alle gleichmäßig interessiert sind: die Gesammtheit, die Familie und der Einzelne; das arme, um seine Existenz ringende Mädchen des Volkes, die Angehörige des kleinen Gewerbestandes, die Tochter und Frau der mittleren Gesellschaftsclassen, die mit Glücksgütern gesegnete Dame von Ansehen und Stellung. An diesem Gebiete sind die haupt­sächlichsten Beziehungen und Richtungen des Lebens: Kunst und an­gewandte Wissenschaft, Technik, Industrie, Gewerbe, Handel, Verkehrs­wesen, Landwirtschaft betheiligt, und zwar in einer Weise, welche nicht die Beeinträchtigung der Existenzbasis des Mannes zur Voraussetzung und znr Folge hat. Auf diesem Boden ist auch kein Widerstreit der Meinungen, kein Hader der Parteien und der Nationalitäten zu gewärtigen; alle sind, soweit sie Culturausgaben zu befriedigen haben, berufen und genöthigt, mitzuwirken an einem Werke der socialen Förderung und Ausgleichung, welches nur dann bleibend Gutes zu schaffen imstande ist, wenn es alle Kräfte vereint, um die Schäden der Cultur mit ihren eigenen Waffen zu bekämpfen. Diese Kräfte aufzurufen, Worte in Thaten um­zusetzen, liegt außer der Macht und Fähigkeit des Einzelnen, das kann bei so großen Aufgaben nur der höchste Factor; der Einzelne vermag nur Anregungen zu bieten. Gleicht doch jede derartige Action der Quelle, welche den Tiefen entsteigend, von der Natur begünstigt, in ihrem Lause in immer höherem Maße bald kleinere, bald größere Zuflüsse in sich aufnimmt. Zum Flusse und zum Strome angewachsen, trägt dieser nach des Dichters Gleichnis:Seine Schütze, seine Kinder dein unendlichen Erzeuger sreudebrausend an das Herz!" Möge dem bescheidenen Quell, dessen Ansänge wir hier zu verfolgen versucht haben, nicht das Schicksal beschieden sein, im Sande zu versickern, ohne eine bleibende Spur hinterlassen zu haben.