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(Phenicienne), welches gegenwärtig ausgedehnte Anwendung in der Seiden- und Wolle-Färberei findet, und das Granat-Braun (Grenat soluble), welches zuerst in Paris als Ersatzmittel der Örseille in die Färberei eingeführt wurde und weiches nichts Anderes ist, als das schon vor längerer Zeit durch unseren hoch­verehrten Professor Hlasiwetz in Wien entdeckte isopurpursaure Kalium, das durch Einwirkung von Cyan-Kalium auf eine Lösung von Pikrinsäure gebildet werden kann. Aus dem Theer-Roh- producte Phenol (Carbolsäure), welches heute in colossalen Mengen als vortreffliches Desinfectionsmittol Anwendung findet, werden ferner noch Corallin (Paeonin), ein scharlachrother, und Azulin (Phenyl-Blau) ein schön tönender blauer Farbstoff dargestellt.

Minder günstig als für Anilin- und Phenol-Farben hat sich bisher die Industrie der Naphtalin-Farben entwickeln können. Die Wiener Ausstellung hat wohl Proben von Naphtalin und seinen Derivaten gebracht; doch ist es diesem Theer-Produote noch nicht gelungen, concurrenztfähig mit Anilinfarben in den Kreislauf von Industrie und Handel cintreteu zu können. Manchester-Gelb, Magdala-Roth und Naphtalin-Braun, sowie Naphtalin-Violett sind zwar gekannt, doch von sehr beschränkter Anwendung geblieben. Das Manchester- oder Martius-Gelb färbt Wolle und Seide in allen Tönen vom hellen Citronen-Gelb bis zum tiefen Goldton, und zeichnet sich namentlich dadurch aus, dass es gedämpft werden kann, während das im Elfecte gleiche Pikrin-Gelb sich durch Einfluss von Wasserdämpfen verflüchtiget. Uebrigens findet dieses Naphtalin-Gelb eine hinreichende Anwendung in den eng­lischen Färbereien, wo es namentlich zum Nuanciren von Magenta- Farben benützt wird.

Als Fortschritt in der Anilinfarben-Industrie muss hier der immer weiter verbreiteten Darstellung von Methyl-Anilin-Violett gedacht werden, welches das durch die gesteigerten Jod-Preise beinahe unmöglich gewordene Jod-Violett, zugleich die Basis des Lichtgrüns, nahezu ersetzen kann. Als weiterer Fortschritt ist anzuführen, dass bei der Darstellung der rothen Anilinfarben die arsenhaltigen Mutterlaugen für wiederholte Ausnützung ver­wendbar gemacht werden und dadurch ein bedeutendes Ersparnis