Frankreich lässt seit jeher der Hebung der Binnenschiffahrt eine besondere Fliege angedeihen. Das für dieselbe adoptirte System besteht in der Anlage eines über das ganze Land verbreiteten Netzes von Kanälen und Flüssen, auf welchen man ohne Unterbrechung von einem Puncte zum andern gelangen kann. Von Paris, als dem natürlichen Centrum der Anlage ausgehend, führen die schiffbaren Linien nach dem Aermel-Kanal, der belgischen und Schweizer Grenze, dem Mittelmeere und dem Ocean, welche beide durch die von Bordeaux nach Cette führende Wasserstrasse mit einander verbunden sind. Diese Strecken sind sämintlich auf der grossen, trefflich ausgeführten Karte der Conununioationswege Frankreichs *) verzeichnet, welche den Mittel- punc.t der höchst interessanten Collectiv-Ausstellung des Ministeriums für öffentliche Bauten bildet. Von der grossen Zahl dieser Wasserstrassen sind besonders 3 durch die Bedeutung der Arbeiten und Varietät der angewendeten Systeme ausgezeichnet.
Die erste führt im Kanal S. Louis eine ganze Reihe mannigfaltiger und wichtiger Bauten vor, welche zur Verbesserung der Rhone-Mündungen mit einem Kostenaufwande von 15'/ 2 Millionen Francs unternommen werden. Die zweite repräsentirt die auf die Eindämmung des Seine-Stromes in der für Seefahrzeuge zugänglichen Strecke zwischen Meilleraque und Villequier heziig-
*) Diese Kurte bildete den Mittelpunct der höchst interessanten Collectiv- Ausstellung des französ. Bauten - Ministeriums, und fand einen vorzüglichen Commentar in dem gleichfalls ausgestellten Werke: „Etüde historique et statistique sur les voies de communication de la France d'apres les documents officiels par Mr. Felix Lucas, ing. des Fonts et Chaussees, attache ä l'admi- nistration centrale“. Das 281 Gross-Octavseiten umfassende Werk behandelt: „Strassen und Brücken, Eisenbahnen. Fluss- und Kanal-Schiffahrt, Seehäfen und Leuchtthürme“ in 5 Capiteln, welche in besonderen Abschnitten die aus amtlichen Belegen geschöpften Hauptfacta nach geschichtlichen, technischen, wirtkschaftlichen und finanziellen Momenten, sowie von dem Standpuncte der Verwaltung und des Verkehres behandeln, wobei das Jahr 1870 den chronologischen Abschluss der Studie bildet. — Wir wünschten einer nach dergleichen Grundsätzen verfassten Karte und Studie über die Communica- tionsmittel Oesterreich-Uugarns auf der nächsten Ausstellung zu begegnen, um eine auf Ziffern basirte Parallele zwischen den zwei Staaten ziehen zu können Die Red.