Artikel aus der Classe VI Getreide anbelangt, so ist nicht Weizen der Träger dieser Aus­fuhr, sondern Gerste und verarbeitete Gerste, Malz. Es betrug nämlich die Ausfuhr

Metercentner Mill. Gulden

von Gerste ....

4-275

U -4

» Malz ....

I -544

20.5

» Weizen

0-562

5 -i

» Hülsenfrüchte

O.602

6. 4

Oesterreich-Ungarn ist, wenigstens im angezogenen Jahre, kein hervorragend Weizen exportirendes Land gewesen, ja sogar der Erlös für Hülsenfrüchte war grösser. Der Haupt­artikel bleibt die Hannagerste und das daraus erzeugte Malz, die in grossen und, wie hinzu­gefügt werden kann, in ziemlich constanten Mengen von den deutschen Brauern bezogen wird.

B. Die Industrie im Aussenhandel.

Wir gehen zu den Industrieerzeugnissen über.

Betrachtet man vorerst die landwirthschaftlichen Industrien, so findet man, dass nur bei Schaumwein und Esswaaren die Einfuhr die Ausfuhr überragt. Diese Genuss­mittel werden ihrer Marke oder Herkunft wegen bezogen. Zucker, Bier, gebrannte geistige Flüssigkeiten und Mehl, die vier landwirthschaftlichen Industrien im engeren Sinne, bringen mehr als 82 Millionen Gulden jährlich ins Land. An ihrer Spitze und zugleich an der Spitze der österreichischen Exportindustrie steht Zucker mit 75 Millionen. Sie ist für Oesterreich unstreitig die wichtigste Industrie, die «Königin» der Industrie, der Typus des Grossbetriebes und in ihrem Zusammenhänge mit der Landwirthschaft, der Industrie und dem Staate betrachtet, eine Art ideale Industrie. Der Landwirth, die Kohlen- und Maschinenindustrie, die Eisen­bahnen und der Staat, sie alle ziehen Vortheile aus ihrem Bestände.

Gegenüber dem weit überragenden Export des Zuckers erscheint die Ausfuhr von Bier und Sprit, sowie Mehl fast unbedeutend. Es mag dazu bemerkt werden, dass alle diese In­dustrien sich der besonderen Fürsorge des Staates erfreuen. Sowohl Zucker als Bier und Spiritus geniessen sogenannte Verzehrungssteuer-Bonificationen bei der Ausfuhr, eine Art Exportprämie, während der Export von Mehl, der hier sehr niedrig erscheint, in der That aber viel grösser ist, auf dem Wege des Mahlverkehres gefördert wird. Diesbezüglich ver­weisen wir auf das beim Mahlverkehr Gesagte. Ein nicht unwesentlicher Unterschied zwischen den genannten Genussartikeln besteht jedoch darin, dass österreichischer Zucker, entsprechend der hohen Entwicklungsstufe der betreffenden Industrie im Inlande, im Wettbewerbe mit dem Auslande sich eine hervorragende Stellung am Weltmärkte eroberte, wogegen Bier und Mehl, deren Production hauptsächlich für den Bedarf im Inlande eingerichtet ist, nur ihrer beson­deren Eigenschaft wegen gesucht werden. Pilsner und Schwechater Bier schätzen auch die aus­ländischen Trinker, und weisses Brot aus Banater Weizen gehört zum gewohnten Genuss des wohlhabenden Bürgers in fast allen europäischen Städten. Sprit spielt eine untergeordnete Rolle.

Die übrigen Industriezweige sind in zwei Gruppen, die Ausfuhr oder die Einfuhr über­wiegend, getrennt worden. Besehen wir uns einmal die Gruppe der Exportindustrie, dann finden wir der Reihenfolge nach die alten österreichischen Specialitäten: Glas, Leder, Holz und Bein, Kleider, Papier, Wollwaaren, Instrumente und Kurzwaaren, Leinenwaaren, Thonwaaren, Leinengarne, Ganzfabrikate von Metallwaaren.

Bei den übrigen hält sich Ein- und Ausfuhr entweder die Waage, wie bei den chemi­schen Producten, oder sie ist an und für sich unbedeutend, wie bei den Bürstenbinder- und

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