Gemüse, Südfrüchte, Olivenöl und Wein, als auch die Production von Reis, Mais, Roggen und Hafer sind einer sehr grossen Steigerung nicht fähig. Das gilt auch von der Abtheilung b) der Roh- und Hilfsstoffe für die Industrie, die enge mit der Landwirthschaft und dem Vor­kommen von Erzen Zusammenhängen. Flachs, Hanf, Seide, Oelsaat u. s. w. kann Oesterreich- Ungarn nicht in solcher Menge erzeugen, dass sie dem Bedarfe unserer Industrie genügen, ebenso nicht Wolle, Häute und Felle, die von dem Stande unserer Viehzucht abhängen, die ohnehin in den letzten Jahren einen Rückgang in einzelnen Thiergattungen zeigte. Ebenso­wenig; wird voraussichtlich die an das Vorkommen von Erzen gebundene Production an Rohmetallen (Kupfer, Zink, Zinn) wesentlich gesteigert werden können. Eine Ausdehnung, die die rasche Entwicklung in den letzten Decennien wahrscheinlich macht, könnte nur die Kohlenförderung erfahren und dadurch ein Theil der Einfuhr entbehrlich werden. Kurz, auch die Bezüge der Gruppe 2 im Betrage von rund 160 Millionen Gulden lassen eine wesentliche Herabminderung kaum erwarten.

Es bleibt somit nur noch Gruppe 3 übrig. Die grössten Bezüge dieser Gruppe bestehen in Schlacht- und Zugvieh und Eiern (Transit aus Russland), Fischen, Wildpret und Obst. Ochsen aus Serbien zur Mästung, Kühe und Pferde zur Zucht, sowie die letztgenannten Nahrungsmittel sind Bedürfnisse, die auch in Zukunft bestehen bleiben und eher eine Neigung zum Wachsen als zum Abnehmen haben werden. Von der Gruppe der Hilfsstoffe (Abtheilung b) sind nur Mineralien und ^Abfälle hervorzuheben. Von der Gesammt-Einfuhr der Bodenerzeug­nisse im Betrage von 428 Millionen werden daher nur verhältnismässig kleine Beträge durch eine künftige Vermehrung der inländischen Production in Abfall kommen, und man wird nicht weit fehlgehen, wenn man als constante, als niedrigste Kaufsumme für unsere Bezüge an Bodenerzeugnissen rund 400 Millionen Gulden ansetzt.

Was nun die Ausfuhr betrifft, so fällt Gruppe 1 ausser Betracht. Gruppe 2 hat eine Ausfuhr von 55 Millionen, die vielleicht erhalten, aber aus den schon bei der Einfuhr an­gegebenen Gründen kaum gesteigert werden können, denn die Summe setzt sich zusammen aus thierischen Producten, wie Häuten und Fellen, Wolle und Haaren, Spinnstoffen, Flachs und Seide, Erzen, Pflanzen und Sämereien.

Gruppe 3 bildet den starken Kern unserer landwirthschaftlichen Ausfuhr, die in der Hauptsache aus Gerste und Malz, Schlacht- und Zugvieh, Holz und Braunkohle besteht. Diese Ausfuhr könnte noch einen weiteren Aufschwung nehmen, aber auch sie muss über kurz oder lang ihren Höhepunkt erreichen. Das gilt namentlich von den erstgenannten Artikeln. Braunkohle hat vielleicht wenigstens spricht dafür die bisherige Entwicklung eine grössere Zukunft, weniger vielleicht Holz. Die Holzausfuhr, durch ausserordentlich billige Tarife besonders gefördert, ist nationalökonomisch nicht unbedingt gutzuheissen. Jedenfalls wäre die Ausfuhr von Holz in mehr oder minder verarbeitetem Zustande als Säge- waare, Cellulose, Holzwaare und Papier das Vortheilhaftere. Vollkommen ausgeschlossen ist jedoch, dass diese Ausfuhr sich sehr bedeutend steigern könnte, denn wie das Beispiel anderer Länder lehrt, setzt eine stärkere Entwicklung der Industrie dieser Ausfuhr von selbst eine Grenze.

Einer Ausfuhr von Landwirthschaftsproducten im Betrage von rund 400 Millionen steht nach dem Angeführten eine Einfuhr gegenüber, die ungefähr dieselbe Höhe erreicht. Bei normaler Entwicklung: der österreichisch-ungarischen Volkswirtschaft dürfte sich die erstere Summe noch steigern lassen, wahrscheinlich aber dürfte die letztere rascher zunehmen, so dass in Zukunft unser Handel in landwirtschaftlichen Producten ein Activum nicht erreichen wird. Ein Activum in unserem Aussenhandel kann daher, von ausserordent-

85