Ein flüchtiger Blick auf die Tabelle lässt die grosse Zunahme unseres Aussenhandels erkennen. Ein Vergleich der Jahre 1854 mit 1890 zeigt vor Allem die ausserordentliche Zunahme des Verkehres über die deutsche Grenze, der sich in beiden Richtungen mehr als vervierfacht hat. Ausserdem hat der Verkehr mit den Balkanländern über die Landgrenze, unterstützt durch den Bau neuer Eisenbahnlinien, sich stark gehoben. Der Wegfall von Venedig hatte einen stärkeren Verkehr über Triest und Fiume zur Folge.

Ein Vergleich der Ziffern für die Jahre 1890 und 1896 lässt den gewaltigen Fortschritt erkennen, welcher durch die Reform unserer Handelsstatistik angebahnt wurde. Erst seit dem Jahre 1891 sehen wir klar, erst von diesem Zeitpunkte an wissen wir mit annähernder Sicher­heit, woher Oesterreich-Lmgarn seine Waaren bezieht und wohin es sie absetzt. Erst von da ab waren unsere Unterhändler bei den Abschlüssen von Handelsverträgen unabhängig von den Statistiken des Auslandes, weil sie sich auf verlässliche, selbst erhobene Ziffern stützen konnten. Leider konnte diese Statistik bei den Abschlüssen der mitteleuropäischen Handels­verträge noch nicht verwerthet werden.

Das treffendste Beispiel für die Verbesserung unserer statistischen Aufschreibungen bietet die Klarstellung unseres Handels mit dem Deutschen Reiche. Während im Jahre 1890 über die deutsche Grenze eine Einfuhr von 390.3 Millionen Gulden oder über 8i°/ 0 des Verkehres über unsere Landgrenzen erhoben wurde, weist die Statistik vom Jahre 1896 eine Einfuhr aus dem Deutschen Reiche von nur 256.7 Millionen oder nicht ganz 46°/ 0 des Landhandels auf. Etwas ganz Aehnliches gilt für die Ausfuhr, wo der Antheil der deutschen Grenze im Jahre 1890 nahezu 75%, der Antheil des Deutschen Reiches im Jahre 1896 aber nicht 55% erreichte. In dem Verkehre über die deutsche Grenze war eben der Verkehr mit Gross­britannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten enthalten. Man erhält beispielsweise für die Einfuhr, wenn man die aus Grossbritannien (73. 5 Millionen Gulden), Frankreich (42.4 Millio­nen Gulden) und den Vereinigten Staaten (24.7 Millionen Gulden) im Jahre 1896 bezogenen Waaren in Summe rund 140 Millionen Gulden zu den aus dem Deutschen Reiche stammenden Waaren im Betrage von 256 Millionen addirt, ungefähr unsere Einfuhr im Jahre 1890 im Betrage von 390 Millionen Gulden.

Noch muss zur Erklärung der Tabelle hinzugefügt werden, dass unter dem Landverkehr des Jahres 1890 eine andere Summe zu verstehen ist als unter dem gleichbenannten Verkehre im Jahre 1896. Die Summirung der benannten Posten des Jahres 1896 gibt nicht den Land­verkehr, aus dem Grunde, weil der Bezug oder der Versandt beispielsweise nach Italien, der Türkei und Grossbritannien nicht nur zu Lande, sondern namentlich, soweit die beiden ersten Länder in Betracht kommen, auch zur See erfolgt. Die sehr abfallenden Ziffern von Triest und sonstigen Häfen in den Jahren 1890 und 1896 (für Triest ioöi gegen 0.3 Millionen Gulden) haben ihren Grund in der Aufhebung des Freihafens von Triest und Fiume.

Welche Bedeutung die einzelnen Länder für unseren Aussenhandel haben, geht aus nachstehender Tabelle hervor, in welcher die Rangstufe, der Handelswerth und der verhältnis­mässige Antheil der Staaten, und zwar sowohl für die Einfuhr als die Ausfuhr angegeben ist.

Aussenhandel Oesterreich-Ungarns nach Ländern im Jahre 1896

(ausschliesslich der edlen Metalle).

Einfuhr

Rang Mill. Gulden Percente I 256.7 36.4

73.5 I0. 4

Ausfuhr

Rang Mill. Gulden Percente

1 367. 7

2 74.!

Deutsches Reich . Grossbritannien

2

47-5

9-5